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mit Klagen über die unglückliche Lage seiner Kirche, welche bei der
Ohnmacht des griechischen Kaisers verzweifeln' müsse, wenn nicht die
Christenheit des Abendlandes sich ihrer erbarmen und ihre Schmach
an den Türken rächen werde. „Darum," sprach der Patriarch, „sende
ich dich als Gesandten der Kirche zu Jerusalem an ihre Tochter im
Abendlande, daß du von ihr Erbarmen und Hilfe für ihre unglückliche
Mutter erflehen mögest." Bereitwillig übernahm Peter den Auftrag
und die Briefe an den Papst und die Könige und Fürsten des Abend¬
landes, welche der Patriarch ihm gab.
Eines Abends war Peter, beschäftigt mit Plänen für die Aus¬
führung des heiligen Auftrages, in der Kirche der Auferstehung, um
sich im Gebete den Beistand Gottes und der Heiligen zu seiner baldigen
Abreise zu erflehen. Bon den Anstrengungen der Andacht ermüdet,
fiel er in tiefen Schlaf. Im Traume erschien ihm Christus, und
Peter vernahm von dem Heilande die Worte: „Auf, Peter, eile, ver¬
richte mit Mut, was du übernommen hast! Ich werde mit dir sein :
denn es ist Zeit, das; mein heiliger Ort von den Türken gereinigt
und daß meinen Verehrern geholfen werde." Peter erwachte bei diesen
Worten, verrichtete noch einmal sein Gebet, eilte zum Patriarchen mit
der frohen Nachricht der Erscheinung des Erlösers und trat am andern
Tage die Reise nach Antiochien an. Hier fand er ein Schiff zum
Absegeln nach Apulien bereit und kam nach einer glücklichen Fahrt zu
Bari ans Land. Von dort eilte er nach Rom zum Papste Urban,
überreichte ihm den Brief des-Patriarchen und unterstützte dessen An¬
liegen mit der Erzählung der schauderhaften Leiden, welche die Mutter
aller Kirchen von ihren Tyrannen erdulde. Zu dieser Zeit, wo Urban
in Rom seines Lebens kaum sicher war vor dem Gegenpapste Guibert
und dessen Anhängern, gab er dem Flehen der morgenländischen Kirche
"m Hilfe gegen ihre Bedrücker Gehör: denn die Päpste verrichteten
oft die gewaltigsten Thaten, wenn ihre Macht in Rom am schwächsten
war. Urban lobte Peters Eifer und bevollmächtigte ihn durch Briese
an die Großen der Christenheit als seinen und der Kirche zu Jeru¬
salem Gesandten. Nun durchstrich Peter zuerst ganz Italien, über¬
stieg dann die Alpen und fand allenthalben Beifall und Gehör. Er
trat nicht bloß vor den Großen, sondern lieber vor dem Volke auf,
las die Briefe des Patriarchen und anderer Christen vor, bestätigte und
unterstützte ihre bittern Klagen und erzählte das Gesicht, in welchem
der Sohn Gottes selbst ihn zu seinem Gesandten erklärte. Die Ge-