Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

17 -- 
der Fuchs verlangte. Dieser aber ging zum Löwen, dessen Höhle 
nicht weit entfernt war, und sprach: „Da draußen liegt ein totes 
Pferd. Komm doch mit hinaus, da kannst du eine fette Mahlzeit 
halten." Der Löwe ging mit, und wie sie bei dem Pferde standen, 
sagte der Fuchs: „Hier hast du's doch nicht nach deiner Bequemlich¬ 
keit. Weißt du was? Ich will das Pferd mit dem Schweife an 
dich binden, dann kannst du es in deine Höhle ziehen und in aller 
Ruhe verzehren." Dem Löwen gefiel der Rat, und er stellte fick 
hin, damit der Fuchs das Pferd an ihn binden könnte. Der Fuchs 
band nun mit dem Schweife des Pferdes dem Löwen die Beine zu¬ 
sammen und drehte und schnürte alles so fest und stark, daß es mit 
keiner Kraft zu zerreißen war. Als er alles vollendet hatte, klopfte 
er dem Pferde auf die Schulter und rief: „Zieh, Schimmel, zieh!" 
Da sprang das Pferd mit einemmal auf und zog den Löwen mit 
sich fort. Dieser fing an zu brüllen, daß die Bögel im ganzen Walde 
vor Schrecken aufflogen; aber das Pferd ließ ihn brüllen und zog 
und schleppte ihn über das Feld vor seines Herrn Thür. Als der 
Herr das sah, besann er fick eines bessern und sprach zu dem Pferde: 
„Du sollst bei mir bleiben und es gut haben!" und gab ihm satt 
zu fressen, bis es starb. 
, 13. Der junge Falk. 
(Franz Hoffmann.) 
„Vater!" sagte der junge Falk eines Morgens zu dem alten, 
der sich zu einem Ausfluge rüstete. „Vater, laß mich mit dir ziehen! 
Meine Schwingen sind gewachsen, meine Fänge fast so stark als die 
deinigen; es ist Zeit, daß ich selbst für mich sorge." 
Der alte Falk schüttelte zwar bedenklich sein Haupt, doch sprach 
er: „Du sollst deinen Willen haben! Hüte dich aber, ungehorsam 
zu sein, und folge allen meinen Ratschlägen, sonst möchtest du leicht 
in dein Verderben rennen. Der Menschen List und Bosheit verfolgt 
uns allerorten, und nur gereifte Erfahrung lehrt uns, ihren Schlingen 
zu entgehen." 
Der Sohn versprach Gehorsam, und schnellen Fluges ent¬ 
schwebten die Falken dem Reste. Sie flogen rasch dahin über die 
Felder. 
„Sieh das Rebhuhn, Vater," rief der junge Falk, „laß es mich 
jagen, es wird eine leichte Beute sein." „Das Rebhuhn erblicke ich 
Schulz. Deutsche? Lesebuch für höhere Lehranst. I. Teil. 2. Abt. 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.