Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

Gemeinschaft zu pflegen. So wurde die deutsche Kirche durch Bonifatius 
mit starken Banden an Rom gefesselt. Das ist ihm häufig zum Vor¬ 
wurf gemacht worden. Indes war damals, besonders für Bonifatius, 
gar nichts anderes möglich. Der Gedanke einer Nationalkirche, einer 
Landeskirche, war für jene Zeit ganz unfaßbar. Denn einmal war 
er denk Christentume überhaupt von Haus aus fremd, da es nicht die 
einzelnen Völker, sondern alle zusammen beruft. Außerdem aber fehlte 
es noch an der Nation selbst. Erst Bonifatius half, sie mitbegründen, indem 
er den Gegensatz der Stämme durch die Einheit der Kirche überwand. 
Als Missionar wirkte Bonifatius besonders unter den Hessen und 
Thüringern, und es gelang ihm, diese Stämme dem Christentume zu 
gewinnen. 
Bei Geismar in Hessen stand eine große Eiche, die Donareiche, die 
als Hauptheiligtum im Lande verehrt wurde. Dorthin zog Bonifatius 
und hieb mit seinen Begleitern vor einer großen Versammlung den Baum 
nieder. Donar schützte sein Heiligtum nicht, und mit dessen Fall sank 
auch der altheidnische Glaube. Daß man den Fremdling ungestraft Hand 
anlegen ließ und auf ein Gottesurteil wartete, läßt darauf schließen, daß 
der heidnische Glaube bereits zweifelhaft geworden war. Aber jedenfalls 
gehörte kein geringer Mut dazu, vor der erregten Menge, die im nächsten 
Augenblick zum Totschlag übergehen konnte, das Heiligtum anzugreifen. 
Aus dem Holze des Baumes baute Bonifatius dem heiligen Petrus zu 
Ehren eine Kapelle. 
Nachdem Bonifatius diese ersten Erfolge errungen hatte, kam die Zeit 
des inneren Ausbaues. Überall wurden Kirchen gebaut und kleine 
Klöster errichtet, woran sich die weitere Bekehrung des umliegenden 
Landes anschloß. Wie zahlreich die Gründungen waren, geht daraus 
hervor, daß die Sachsen bei einem Einfall kurz vor Bonifatius' Tode 
allein in Thüringen gegen dreißig Kirchen zerstörten. 
Im Jahre 732 wurde Bonifatius vom Papste zum Erzbischof der 
neubekehrten Länder erhoben und erlangte damit die Vollmacht, Bischöfe 
zu weihen und Bistümer zu gründen. 
Gleichzeitig mit der Gründung der Bistümer begann Bonifatius die 
Errichtung des Klosters Fulda. Verschiedene Gründe wirkten zusammen, 
die ihn dazu bestimmten. 
Einmal waren die Mönche beliebter als Bischöfe und andere Welt¬ 
geistliche und hatten daher einen größeren Einfluß auf das Volk. Dann 
war Bonifatius selbst Mönch und von Jugend auf an das Klosterleben
	        
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