Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

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15. Eh' diese Recken Kriemhild hatt' entsandt, 
Sie sprach: „Wenn ihr sie findet, so seid um Gott ermahnt. 
Daß ihr niemand totst als den einen Mann, 
Den ungetreuen Hagen; die andern rühret nicht an." 
16. Da sprach der Fiedelspieler: „Nun seht, Freund Hagen, 
Uns ziemt, diese Sorgen vereint zu tragen. 
Gewaffnet vor dem Hause sah ich Leute stehn; 
So viel ich mag erkennen, kommen sie, uns zu bestehn." 
17. „So schweigt," sprach da Hagen, „laßt sie erst näher her. 
Eh' sie uns inne werden, wird ihrer Helme Wehr 
Zerschroten mit den Schwertern von unser beider Hand: 
Sie werden Kriemhilden übel wieder heimgesandt." 
18. Der Hunnenrecken einer das gar bald ersah. 
Die Thüre sei behütet, wie balde sprach er da: 
„Was wir im Sinne hatten, kann nun nicht geschehn; 
Ich seh' den Fiedelspieler vor dem Hanse Schildwacht stehn. 
19. Der trägt auf dem Haupte einen Helm von lichtem Glanz, 
Der ist hart und lauter, stark dazu und ganz. 
Auch lohn die Panzerringe ihm, wie das Feuer thut. 
Daneben steht auch Hagen; die Gäste sind in guter Hut." 
20. Da wandten sie sick wieder. Als Volker das ersah, 
Zu seinem Heergesellen zornig sprach er da: 
„Nun laßt mich von dem Hause zu den Recken gehn, 
So frag' ich um die Märe die in Kriemhilds Lehn." 
21. „Nein, wenn Ihr mich liebet," sprach Hagen dagegen, 
„Wenn Ihr das Haus verließet, diese schnellen Degen 
Brächten Euch mit Schwertern leicht in solche Not, 
Daß ich Euch helfen müßte, wär's aller meiner Freunde Tod. 
22. Wenn wir dann beide kämen in den Streit, 
So sprängen ihrer zweie oder vier in kurzer Zeit 
Leichtlich zu dem Hause und schüfen solche Not 
Drinnen an den Schlafenden, daß wir's bereuten bis zum Tod." 
23. Da sprach wieder Volker: „So laßt es nur geschehn, 
Daß sie inne werden, wir haben sie gesehn; 
So können uns nicht leugnen, die Kriemhild Unterthan, 
Daß sie gerne treulos an den Gästen hätten gethan." 
24. Da rief der Fiedelspieler ihnen entgegen: 
„Wie geht ihr so bewaffnet, ihr schnellen Degen? 
Wollt ihr morden reiten, die Kriemhild Unterthan? 
So nehmt mich zur Hilfe und meinen Heergesellen an." 
25. Niemand gab ihm Antwort; zornig war sein Mut: 
„Pfui, verzagte Wichter," sprach der Degen gut, 
„Im Schlaf uns zu ermorden, schlicht ihr dazu heran? 
Das ward.so guten Helden bisher noch selten gethan." 
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