Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

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2. Nur der ist arm, der einsam zieht die Pfade, 
Von dem hinweg der Liebe Engel sliehn. 
Dir, Schicksal, Dank! Du hast in deiner Gnade 
Der Lieb' und Freundschaft Segen mir verliehn. 
O, alle, die mir Liebe je gespendet, 
Auf Blumenauen laß sie ewig gehn, 
Daß nie ihr Gluck und ihre Wonne endet! 
O, die ich liebe, laß mich glücklich sehn! 
3. Sieh, ihre Freuden will ich jubelnd teilen, 
Mich soll bewegen, was ihr Herz bewegt. 
Ich weiß es, meine Wunden werden heilen, 
Solang' sie mild die Hand der Liebe pflegt! 
An ihrer Freude soll mein Herz sich sonnen, 
Wenn welkend meines Glückes Blumen stehn, 
Und ihre Wonnen seien meine Wonnen. — 
O, die ich liebe, laß mich 
363. (297.) Des Sängers Gebet. 
(Aus Amaranth, von Oskar von Redwitz.) 
1. Du, der du bist der Geister Hort! 
Was hab' ich Großes noch gethan, 
Daß du mir gabst des Liedes Wort? 
Ich habe keinen Teil daran. 
O Herr, wie sang' ich ohne dich? 
2. Für all die Stunden, da mein Lied 
Mich auf in deinen Himmel trug, 
Für all die Lust, die mir's beschied, 
Wie kann ich danken dir genug? 
O Herr, wie sang' ich ohne dich? 
3. Ein einzig Wort aus deinemMund. 
Und ewig hin ist all mein Sang, 
Wie voll auch sei mein Herzensgrund, 
Wie ich auch spannt' der Harfe Strang! 
O Herr, wie sang' ich ohne dich? 
4. Ich trag' die Lieb' in voller Brust, 
Ich seh' die Welt im Frühlingslicht, 
Werd' fast erdrückt von Liedeslust; 
Doch ach, ich find' die Worte nicht! 
O Herr, wie sang' ich ohne dich? 
5. Und wieder nur ein einzig Wort, 
Und auch mein Herz ist liebeleer; 
Die Lieb' geht mit dem Friihling fort, 
Ich hab' nicht Freud', nicht Trauer 
mehr. 
O Herr, wie sang' ich ohne dich? 
Schulz, Deutsches Lesebuch für höhere Lehra 
glücklich sehn! 
6. Nimm drum den eiteln Stolz 
von mir, 
Laß mir nicht kommen Neid und Haß! 
Gieb mir der Demut Sängerzier, 
Laß singen mich ohn Unterlaß: 
O Herr, wie sang' ich ohne dich? 
7. Mein Lied ertönt nur dir zur Ehr'! 
Du gabst es mir, es ist ja dein; 
Und sing' auf Erden ich nicht mehr, 
Laß mich auch dort dein Sänger sein ! 
Du, Herrdes Klangs, erhöre mich! 
364. Gebet. 
(Emanuel Geibel.) 
Herr, den ich tief im Herzen trage, 
sei du mit mir! 
Du Gnadenhort in Glück und Plage, 
sei du mit mir! 
Im Brand des Sommers, der dem 
Manne die Wange bräunt, 
Wie in der Jugend Rosentagen, sei 
du mit mir! 
Behüte mich am Born der Freude 
vor Übermut, [5 
Und wenn ich an mir selbst verzage, 
sei du mit mir! 
Gieb deinen Geist zu meinem Liede, 
daß rein es sei, 
I. Teil. 2. Abt. 
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