Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

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11. Fröhlich seh' ich die Gespielen, 
Alles um mich lebt und liebt 
In der Jugend Lustgefühlen, r 
Mir nur ist das Herz getrübt. 
Mir erscheint der Lenz vergebens, 
Der die Erde sestlich schmückt; 
Wer erfreute sich des Lebens, 
Der in seine Tiefen blickt! 
12. Selig preis' ich Polyrenen 
In des Herzens trunknem Wahn, 
Denn den besten der Hellenen 
Hofft sie bräutlich zu umsahn. 
Stolz ist ihre Brust gehoben, 
Ihre Wonne saßt sie kaum. 
Nicht euch, Himmlische dort oben, 
Neidet sie in ihrem Traum. 
13. Und auch ich hab' ihn ge¬ 
sehen, 
Den das Herz verlangend wählt; 
Seine schönen Blicke flehen. 
Von der Liebe Glut beseelt. 
Gerne möcht' ich mit dem Gatten 
In die heim'sche Wohnung ziehn; 
Doch es tritt ein styg'scher Schalten 
Nächtlich zwischen mich und ihn. 
14. Ihre bleichen Larven alle 
Sendet mir Proserpina. 
Wo ich wandre, wo ich walle, 
Stehen mir die Geister da. 
In der Jugend frohe Spiele 
Drängen sie sich grausend ein, 
Ein entsetzliches Gewühle, 
Nimmer kann ich fröhlich sein. 
15. Und den Mordstrahl seh' ich 
blinken 
Und das Mörderauge glühn; 
Nicht zur Rechten, nicht zur Linken 
Kann ich vor dem Schrecknis fliehn; 
Nicht die Blicke darf ich wenden, 
Wissend, schauend, unverwandt 
Muß ich mein Geschick vollenden. 
Fallend in dem fremden Land." 
16. Und noch hallen ihre Worte — 
Horch! Da dringt verworr'ner Ton 
Fernher aus des Tempels Pforte: 
Tot lag Thetis' großer Sohn! 
Eris schüttelt ihre Schlangen, 
Alle Götter fliehn davon, 
Und des Donners Wolken hangen 
I Schwer herab auf Ilion. 
468. Der Spaziergang. 
(Friedrich von Schiller.) 
1. Sei mir gegrüßt, mein Berg mit dem rötlich strahlenden Gipset! 
Sei mir, Sonne, gegrüßt, die ihn so lieblich bescheint! 
2. Dich auch griiß' ich, belebete Flur, euch, säuselnde Linden, 
Und den fröhlichen Chor, der aus den Ästen sich wiegt, 
3. Ruhige Bläue, dich auch. die unermeßlich sich ausgießt 
Um das braune Gebirg', über den grünenden Wald, 
4. Auch um mich, der, endlich entflohn des Zimmers Gefängnis 
Und dem engen Gespräch, freudig sich rettet zu dir. 
5. Deiner Lüfte balsamischer Strom durchrinnt mich erquickend, 
Und den durstigen Blick labt das energische Licht. 
6. Kräftig aus blühender Au' erglänzen die wechselnden Farben, 
Aber der reizende Streit löset in Anmut sich auf. 
7. Frei empfängt mich die Wiese mit weithin verbreitetem Teppich; 
Durch ihr freundliches Grün schlingt sich der ländliche Pfad. 
8. Um mich summt die geschäftige Bien', mit zweifelndem Flügel 
Wiegt der Schmetterling sich über dem rötlichen Klee.
	        
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