Full text: Für die Mittelklassen (Band 2, [Schülerband])

233 
ersten im Prinzip mehr oder minder ähnlicher Pfahlbau, bloß noch 
viel glänzendere und größere dabei. 
Mil berechtigtem Stolze zählt heute die Stadt Zürich die pracht¬ 
volle Pfahlbautenfammlung ihres Landesmuseums zu ihren großen 
Sehenswürdigkeiten. Diese erzählt von Kriegsschicksalen, Brand und 
Verwüstung, von einer langen Zeit friedlicher Entwicklung, reichend 
von der jüngeren Steinzeit bis zur Blüte der Bronzekultur; von einem 
^olke, das vor den Helvetiern Cäsars das Land bewohnte, sich von 
Fischfang. Jagd in: Urwalde, Viehzucht und Ackerbau ernährte, fast 
olle unsere Haustiere und Getreidearien kannte, seine Geschirre aus 
Ton. seine Geräte, Waffen und Schmuckgegenstände anfangs noch 
aus Stein, später aus Bronze herstellte, ihnen einen erstaunlich hohen 
lvrad praktischer Nutzbarkeit und geschmackvoller Verzierung zu geben 
verstand, gewebte Kleidung trug und mit den urnliegenden Ländern 
Kreits in Handelsverkehr getreten war. Die ganze Entwicklungs¬ 
geschichte eines vergessenen Volkes ist aus dein Grabe erstanden und 
iwt uns eine große Bereicherung unserer Kenntnis der Kulturentwick- 
lung überhaupt gebracht, doch keine Kunde von der Volksart jener 
verschollenen Menschen. 
80. Die Reichsritterschaft am Ausgange des Mittelalters. 
('Jlad) August Wilhelm Grube.) 
Wohl war zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts bereits jene 
3eit vorüber, wo der freie Deutsche keine andere Beschäftigung für 
seiner würdig erkannte als den Krieg; doch war jener Geist noch 
keineswegs ausgestorben, zunral in demjenigen Teile des Volkes, 
welcher sich stolz für die allein echte Nachkommenschaft der alten freien 
Teutschen hielt, die nur zum Kriegen und Herrschen geboren wären 
— unter dem Adel. Dieser sehr zahlreiche Stand, welcher doch nur 
leilweise mit Gütern und Burgen versehen war, dennoch aber jeden 
bürgerlichen Nahrungszweig verächtlich von sich wies, war sehr übel 
Geraten, wenn es nicht irgendwo Krieg gab; ja, mancher adlige Ritter 
wußte aus Not ein Räuberleben führen. Kaiser Maximilian I. setzte 
indes dem Faustrecht kräftige Schranken; er verbot nicht nur jede 
Selbsthilfe, sondern setzte auch ein Gericht ein aus erfahrenen Män¬ 
nern. das Neichskammergericht, vor welchem selbst jeder Reichsfürst 
Gelangt werden sonnte, und bei dem jeder Deutsche sich Recht suchen 
sollte. Es bekam seinen Sitz anfangs in Frankfurt a. M., nachmals 
w Speier und zuletzt in Wetzlar. Wer sich den Beschlüssen des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.