Full text: Für die Mittelklassen (Band 2, [Schülerband])

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Reichskammergerichts widersetzte, ward in die Reichsacht erklärt, und 
eine Reichsarmee mutzte diese vollziehen. So wollte Maximilian 
einen ewigen Landfrieden Herstellen. 
Aber so bald war die Kampflust des deutschen Adels noch nicht 
gebrochen. Mancher edle Ritter, der seine straft fühlte, wollte lieber 
seine Fehde mit dem Schwerte in der Hand ausfechten, als einen 
langweiligen Prozetz führen und vor den: Kammergerichte sich stellen. 
So geschah denn auch nach der Verkündigung des Landfriedens noch 
manches Mal etwas, das zu dem Sprichwort Veranlassung gab: „Es 
ist dem Landfrieden nicht zu trauen." Was aber nrehr als kaiserliche 
Befehle die Macht des Adels brach, war die zur Blüte gekommene 
Macht der Städte und die neu entstandene Macht der Fürsten, die 
sich mit den Bürgern verbanden, um den Stolz und Übermut der 
Ritter zu brechen. Dazu kam die Erfindung des Pulvers, welche die 
schweren Geschütze hervorrief, denen weder die Mauern der Ritter¬ 
burgen, noch die Panzer und Harnische der Ritter widerstehen 
konnten. 
Es gab aber noch nianche harte Kümpfe, ehe die neue Zeit zum 
Durchbruche kam. Unter den kühnen Rittern, die mit Unwillen die 
neue Reichsordnung ertrugen, mit Ingrimm die zunehmende Fürsten- 
macht sahen, war auch Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, 
ein Mann voll Streitlust und Standesstolz, aber auch voll deutscher 
Biederkeit, der sich mit seiner eisernen Faust selber Recht zu schaffen 
suchte trotz Kaiser und Reich. 
81. Aus denl Handwerksleben vergangener Tage. 
(Nach E. Otto. Das deutsche Handwerk in seiner kulturgeschichtlichen Entwicklung. 
Leipzig, B. (5. Teubner, 2. Aufl. 1904.) 
a) Der Meistergesang. Als mit dem Verfall des Rittertums 
und der höfischen Sitte auch die ritterliche Sangeslust erlosch, hatte 
die aus der Burg verstotzene Muse in dem deutschen Bürgerhause 
Unterkunft gefunden. Vornehmlich waren es die Handwerker, welche 
die Kunst des Gesanges auf ihre Weise hegten und pflegten. Die Art 
der Pflege entsprach allerdings mehr den Zunftgewohnheiten des 
ehrbaren Handwerks als dem Wesen der freien Kunst. In den großen 
und reichen Städten Oberdeutschlands, namentlich in Mainz, Straß- 
bürg, Ulm, Nürnberg und Augsburg, bildeten die „Liebhaber des 
deutschen Meistergesanges", wie sich die Meistersinger bescheidentlich 
nannten, sogenannte Singschulen nüt zünftigen Einrichtungen und
	        
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