114
und wo die haare lieblich flattern,
um Menschenstirnen freundlich wehn,
da sieht man Schlangen hier und Nattern
die giftgeschwollnen Bäuche blähn.
Und schauerlich, gedreht im Kreise,
beginnen sie des Hymnus Meise,
der durch das herz zerreißend dringt,
die Bande um den frevler schlingt.
Besinnungraubend, herzbetörend
schallt der Trinnyen Gesang,
er schallt, des Hörers Marl verzehrend,
und duldet nicht der Leier Klang:
„Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle
bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm dürfen wir nicht rächend nahn,
er wandelt frei des Lebens Bahn.
Doch wehe, wehe, wer verstohlen
des Mordes schwere Tat vollbracht!
wir heften uns an seine Zahlen,
das furchtbare Geschlecht der Nacht:
Und glaubt er fliehend zu entspringen,
geflügelt sind wir da, die Schlingen
ihm werfend um den flücht'gen Fuß,
daß er zu Boden fallen muß.
So jagen wir ihn ohn' Ermatten,
versöhnen kann uns keine Neu',
ihn fort und fort bis zu den Schatten
und geben ihn auch dort nicht frei."
So singend, tanzen sie den Neigen,
und Sülle wie des Todes Schweigen
liegt überm ganzen Hause schwer,
als ob die Gottheit nahe wär'.
Und feierlich, nach alter Sitte,
umwandelnd des Theaters Nund
mit langsam abgemeßnem Schritte,
verschwinden sie im Hintergrund.
Und zwischen Trug und Wahrheit schwebet
noch zweifelnd jede Brust und bebet
und huldiget der turchtbarn Macht,
die richtend im verborgnen wacht,
*