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kelstube". Süddeutsche Ausdrücke sind ferner die „Nockenfahrt" und
„in den Nocken gehn". Andere Benennungen, die ebenfalls vorzugs¬
weise in Süddeutschland heimisch sind, heben das Zusammensein am
Abend, beim Licht, bei der Nerze hervor: „Lichtstube", „Lichtgang",
,,z' Licht goh", „Narz", „Lichtkarz", im Vorarlberg sagt man die
„Bachtstubat", in Appenzell die „Liechtspine", im Biesengebirge der
„Lichtenabend"; an manchen Stellen wurde als Abschluß der Spinn¬
stube im Frühjahr das „Lichtervergraben" gefeiert. Daneben treten
nun aber Benennungen, die lediglich das trauliche oder fröhliche Zu¬
sammensein hervorheben, der altbaqrische „heimgarten", die schwä¬
bische „hostube" (Heimstube), die elsässische „Maje" oder „Maistube"
(von majen, maien---plaudern), das nordwestlich-lüneburgische „Gelach"
(Gelage, Gesellschaft),' in Schlesien ist „zum Lichten gehen" eine ver¬
breitete Bezeichnung jedes Abendbesuches geworden.
Selbstverständlich tritt in der Ausgestaltung der Sitte eine große
Mannigfaltigkeit hervor. Die Zusammenkünfte finden wohl überwie¬
gend der Beihe nach in den verschiedenen Häusern, seltener in ein und
demselben Baum statt. In größeren Dörfern bildeten oder bilden
sich gern mehrere Spinnstuben, bald nach den Teilen des Dorfes,
bald nach Unterschieden des Lebensalters, hier und da, z. B. im Wal-
deckschen, kommt es auch wohl vor, daß der guten alten Überliefe¬
rung entgegen Standesunterschiede gemacht werden und die Bauer¬
mädchen in stolzer Absonderung für sich eine Spinnstube bilden. Wie
anmutend dagegen die aus dem hannoverschen Kreise Burgdorf be¬
richtete Sitte, daß die Mitglieder eines „Tropps" sich lebenslänglich
zugetan bleiben und in der Not kameradschaftlich helfen,' auch die
Fortziehenden verknüpft noch die Spinnstube mit der Heimat! Weit¬
verbreitet in Deutschland ist der Brauch, nur ehrbare Mädchen in den
Spinnstuben zu dulden. Auch ein zu junger Bursche darf sich nicht
sehen lassen: in der Gegend von Bremervörde (Begierungsbezirk Stade)
wird ein solcher von den Mädchen in einen großen Sack geschoben
und muß versprechen, nicht wieder zu kommen. Die zugelassenen Bur¬
schen aber sitzen nun etwa nicht immer müßig: in der Bremervörder
Gegend z. B. betätigen sie sich gern durch Strumpsstricken, und im
Westfalenland kann man noch heute hier und da den Hausherrn,
den „Wehrfester", selber neben seinen Söhnen und Knechten am Spinn¬
rad sehen.
Auch die verheirateten Frauen taten sich stellenweise zu einer
besonderen Spinnstube zusammen. In einer derartigen hessischen Spinn¬
stube am Fuße des Meißners ging es etwa so zu: Am Tisch standen
die rotangestrichenen Stühle mit den Lehnen inBeih' und Glied, aus der
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