Full text: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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Eisenplatten auf Lisenplatten. Gleichgültig, ohne Aufhören, stampft 
die Maschine Nietenloch auf Nietenloch. Und dort stanzt eine andere 
Maschine. Dort arbeiten zwei Bohrmaschinen nebeneinander. Eine 
andere Maschine schneidet die Stahlplatten, wie die Schere Papier 
schneidet. Immer wieder ist es das gequälte Ächzen der schier un¬ 
glaublichen Kraft, das die Arbeit begleitet. Immer wieder ist 
das Aufeinanderkrachen der Lisenplatten wie eine Erlösung. 
Die Türen eines Gfens in der Mitte der Schmiede werden 
zurückgeschlagen, blendende Weißglut strömt aus. In der Glut 
suchen die Arbeiter einen fünf Meter langen Schraubenschaft mit 
Zangen zu packen. Blendend weiß greifen, zerren und reißen sie 
ihn hervor. Die Ketten von einem Flaschenzuge werden daran befestigt. 
Un Nädergestellen, die in der höhe der Werkstatt auf Schienen laufen, 
hängt der Flaschenzug. So rollen, schieben, zerren die Arbeiter das 
mächtige Stück weißglühenden Stahles zur Dampfpresse hinüber. Die 
spielt damit. Geräuschlos senkt sie einen preßkolben und preßt und 
formt den Stahlschaft, wie die Finger Ton formen und pressen. Leise, 
langsam, vorsichtig. Der Meister steht unter den von der Glut be¬ 
strahlten Arbeitern und leitet mit Handbewegungen und knappen Worten 
die Arbeit. Die Stärke und Tiefe des Druckes, die Drehungen des 
glühenden Stahles ordnet er an. Immer wieder hebt und senkt 
sich der preßkolben,- in dem Flaschenzuge hängend, mit langen Zangen 
gepackt, läßt das glühende Eisen sich scheinbar leicht in jede Lage 
bringen. — 470 Tons Druck übt die Presse aus. Um diese Kraft 
herum gruppiert sich harmonisch die Kraft der mit äußerster An¬ 
strengung arbeitenden Menschen, hell erleuchtet von dem glänzenden 
Stahl. Bis zum dunklen Dache hinauf überragen die Schäfte und 
Zylinder der kraftvollen Presse die Gruppe der Arbeiter. Sehnige, 
magere Gestalten, undeutlich in ihren Konturen, mit hellerleuchteten 
Gesichtern, voll Ernst und Hingabe an die Arbeit. Und immer aufs 
neue öffnen sich Feuerstellen, strahlen weißglühende Eisen durch das 
Halbdunkel, hantieren kräftige Menschen, hier wird ein Stahlmantel 
um einen Schaft geschweißt, und ein Helles Funkenfeuerwerk sprüht 
weit über die Schmiede. Die schlagenden Hämmer töten jeden Laut, 
so daß wie ein Märchenbild ein Zug Arbeiter mit einer glühenden 
Platte geräuschlos über den Boden zieht. Dann sieht man auch 
sie hämmerschwingend die leuchtende Platte bearbeiten. 
vielleicht ist das Lärmen größer geworden, das Vhr empfindet 
es nicht mehr. Das Nundumher-immer-wieder-hervorsprühen der Wei߬ 
glut, die aufzischenden Feuer, das abwechslungsreiche Spiel des Lichtes 
über die einmal von der Glut hell beleuchteten, dann wieder sich
	        
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