68 8 31. Friedrich Wilhelm H. und die Französische Revolution. 
Verhältnisse, in der Abschaffung des Christentums u. s. w. das Heil des 
Volkes erblickten. 
Darum fanden die Ruse nach Freiheit und Gleichheit, die aus Nord¬ 
amerika herübertönten, in Frankreich offene Ohren. Dort hatten sich in 
langem Kampfe die englischen Kolonieen von ihrem Mutterlande losgerissen 
und zu der Republik der „Vereinigten Staaten" zusammengeschlossen. Die 
Unzufriedenheit wuchs im französischen Volke in erschreckender Weise. 1774 
starb Ludwig XV., und Ludwig XVI. bestieg den Thron. Das war ein 
einfacher, edler Mann, der mit seiner Gemahlin, einer Tochter Maria The¬ 
resias, die aber den Franzosen als Ausländerin verhaßt war, des Landes 
Bestes wollte. Aber das Verderben konnte er nicht aufhalten; er mußte 
die Sünden seiner Väter büßen. 
3. Ausbruch der Revolution. Ludwig XVI. berief 1789 die National¬ 
versammlung; die sollte raten helfen, wie die Geldnot beseitigt werden könne. 
Da aber die Vertreter des Adels und der Geistlichkeit ihre Vorrechte nicht 
aufgeben wollten, so erklärten die bürgerlichen Abgeordneten, daß sie allein 
die wahren Vertreter des Volkes seien. Durch die Erstürmung der Bastille 
(eines großen Gefängnisses in Paris) (14. Juli) und durch seine von einem 
wüsten Pöbelhaufen erzwungene Übersiedelung von Versailles nach Paris 
sah sich der König genötigt, alle Wünsche der Nationalversammlung zu 
erfüllen. Der Staat erhielt eine neue Einteilung, die Macht des Königs 
wurde ungcmein beschränkt, der Adel und die Geistlichkeit verloren alle 
Vorrechte, die Kirchengüter wurden eingezogen und die Mönchsorden auf¬ 
gehoben. ^ Alles dies erkannte der friedliebende König an; aber noch war 
man in Paris nicht zufrieden, darum floh der um seine Sicherheit besorgte 
König im Juli 1791 aus Paris. Aber er wurde erkannt, zwangsweise 
nach der Hauptstadt zurückgeführt und hier wie ein Gefangener gehalten. 
Schließlich erklärte man ihn für abgesetzt. Er wurde als Landesverräter 
zum Tode verurteilt und unter dem Jubelgeheul des entmenschten Pöbels am 
21. Januar 1793 hingerichtet. Seine unglückliche Gemahlin ereilte das¬ 
selbe Geschick. — Eine wahre Schreckensherrschaft begann nun in Frank¬ 
reich. Auf den bloßen Verdacht hin, Feinde der neuen Negieruug zu sein, 
wurden Tausende eingekerkert und ohne Recht und Urteil dem Fallbeil 
(Guillotine) überliefert. Dazu herrschte eine schreckliche Hungersnot. Nie¬ 
mand mochte mehr arbeiten; kein Mensch traute mehr dem andern; darum 
stockten Handel und Gewerbe. Alle Kreise litten Not, die jeweiligen Machte 
haber und deren Freunde ausgenommen. Diese Freiheitsapostel schwelgten 
und bereicherten sich und zeigten sich als die schlimmsten Tyrannen. 
Robespierre, Danton und andere Schreckensmänner herrschten unumschränkt 
Das Christentum und die christliche Zeitrechnung wurden abgeschafft, dafür 
wurde die Tugend und die menschliche Vernunft an heiliger Stätte ver¬ 
ehrt; der liebe Gott galt als abgesetzt. Nachdem Robespierre seine Ge¬ 
nossen dem Henker überliefert hatte, endete auch er, des Verrates an der 
Republik angeklagt, unter der Guillotine. Und nun traten gemäßigtere 
Männer an die Spitze der Regierung.
	        
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