Full text: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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und' her; sie habe nach' ihm geworse und getrete, einen Klotz hat er 
an Kopf kriegt, daß er geblutet hat. Liner hat gesagt — das ist jetzt 
alle Abend dieselbe (beschicht'. Drum ist er so verhetzt," schloß der 
polde. 
So lange hatte er noch nie geredet. 
„Jetzt wird mir's nimmer besser," sagte Frau Stehle, „du laßt 
einen ja gar nit zu Wort komme." 
„hm," meinte Herr Stehle, „das ist ein arm's Tier, ein arm's, 
der Hundefänger hat ihm auch schon aufgepaßt,' 's hat halt seinen 
Herrn verlöre." 
Der polde stand mit einem Male dicht vor ihm. 
„Kan ma nix mache, daß er ihn wiederfindet?" 
„ha," gab ihm der Bureaudiener zur Antwort, „eine Hunde¬ 
mark' hat er, glaub' ich, anhänge, aber man kommt ihm ja nit 
bei,' auf der Mark' könnt's stehe, wem er gehört, nur lese müßt' 
man's könne —" 
Ls war ein naßkaltes, unfreundliches Wetter,' Frau Stehle stand 
mit dunkelrotem Kopf in ihrer kleinen warmen Küche am Bügelbrett. 
„Kannst jetzt das Büble nit reinkomme heiße?" meinte der Mann, 
„'s steht jimmer drauße und friert." 
Frau Stehle wußte es wohl; es ließ ihr auch keine Buhe, aber 
hatte es einen Sinn, sich anderer Leute Kinder ins Haus zu gewöhnen? 
Außerdem war es ihrer mitteilsamen Natur geradezu eine Cjual, 
so ein verstocktes Geschöpf um sich zu haben. Nichtsdestoweniger 
ging sie von Zeit zu Zeit unter die Haustür, um nach ihm zu 
sehen, und eines Tages gewahrte sie zu ihrem Schrecken, wie der 
Knabe ein Stück altbackenes Brot vom Futter des Hundes gierig 
in den Mund steckte. Sie rief ihn herein. 
„polde, jetzt sag' mir emal ehrlich, was habt ihr heut' zu 
Mittag gegesse?" 
Lr machte wieder sein verstocktes Gesicht und schwieg. Aber 
sie war gesonnen, ihn endlich zum Beden zu bringen, und wappnete 
sich mit Geduld. Dreimal stellte sie dieselbe Frage an ihn: 
„was ihr heut' gegesse habt?" 
Endlich stotterte er: „weiß nimmer." 
„habe sie dir vielleicht nit genug gebe?" 
„Doch." 
„warum aber ißt du denn vom Hund seine Sach'?" 
„Ich hab' nit von seinem Sach' gesse." 
„Lügst wieder, ich hab's doch gesehe." 
Lr besann sich: „versucht hab' ich, ob's nit zu schlecht für 
ihn ist."
	        
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