Full text: Deutsches Lesebuch für die siebente Klasse der bayerischen Gymnasien und verwandter Lehranstalten (Klasse 7, [Schülerband])

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Dann schlingt des Gleichlauts Kette durch zwei Glieder 
Sich freier wechselnd, jegliches von dreien. 
In solcher Ordnung, solcher Zahl gedeihen 
Die zartesten und stolzesten der Lieder. 
Den werd' ich nie mit meinen Zeilen kränzen, 
Dem eitle Spielerei mein Wesen dünket 
Und Eigensinn die künstlichen Gesetze. 
Doch wem in- mir geheimer Zauber winket, 
Dem leih' ich Hoheit, Füll' in engen Grenzen 
Und reines Ebenmaß der Gegensätze. 
Aug. Wikh. Schlegel. 
b) 
Sieh das Sonett! Kannst du ein Gleichnis nicht 
In seiner Strophen Viergestalt gewahren, 
Das Bild von zwei verbundnen Menschenpaaren? 
Voran die Eltern, Leute von Gewicht. 
Was er mit seinem würdigen Tone spricht, 
Bestätigt sie, bemüht ihm zu willfahren. 
So schwierig manchmal auch die Reime waren, 
Sie hält sich stets an seiner Seite dicht. 
Dann folgen flink den Alten auf dem Fuß 
Von schlankerm Wuchs leichtherzig die zwei Jungen, 
Die man für Liebesleutchen halten muß. 
Er raunt ins Ohr ihr zarte Liebkosungen 
Und mit des letzten Reims behendem Schluß 
Hat sein Terzinchen*) küssend er umschlungen. 
Paul Heyse. 
\26. Vergänglichkeit. 
(Terzinen.) 
Noch spür' ich ihren Atem auf den Wangen: 
Wie kann das sein, daß diese nahen Tage 
Fort sind, für immer fort und ganz vergangen? 
Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt, 
Und viel zu grauenvoll, als daß man klage: 
Daß alles gleitet und vorüberrinnt 
*) Die beiden letzten Strophen des Sonetts sind Terzinen.
	        
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