Fünfte Periode. Von 1750 1830.
6. Des Schlafes Stunden oder Jahrhunderte,
Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh'!
Allein sie säumen, und ich bin noch
Diesseit am Grabe! O helle Stunde,
7. Der Ruh' Gespielin, Stunde des Todes komm'!
O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit
Dies Leben reift, noch nie besuchter
Acker für ewige Saat, wo bist du?
8. Laßt mich dort hingehn, daß ich die Stätte seh',
Mit hingesenktem, trunkenem Blick sie seh'!
Der Ernte Blumen drüberstreue,
Unter die Blumen mich leg' und sterbe!
9. Wunsch großer Aussicht, aber nur Glücklichen!
Wenn du, die süße Stunde der Seligkeit,
Da wir die wünschen, kämst: wer gliche
Dem, der alsdann mit dem Tode ränge?
10. Dann mischt' ich kühner unter den Throngesang
Des Menschen Stimme, sänge dann heiliger
Den meine Seele liebt, den besten
Aller Gebornen, den Sohn des Vaters!
11. Doch laß mich leben, daß am erreichten Ziel
Ich sterbe! daß erst, wenn es gesungen ist,
Das Lied von dir, ich triumphirend
Über das Grab den erhabnen Weg geh'!
12. O du, mein Meister, der du gewaltiger
Die Gottheit lehrtest, zeige die Wege mir,
Die du da gingst, worauf die Seher,
Deine Verkündiger, Wonne sangen!
13. Dort ist es himmlisch! Ach, aus der Ferne Racht
Folg' ich der Spur nach, welche du wandeltest;
Doch fällt von deiner Strahlenhöhe
Schimmer herab, und mein Auge sieht ihn.
14. Dann hebt mein Geist sich dürstet nach Ewigkeit,
Nicht jener kurzen, die auf der Erde bleibt;
Nach Palmen ringt er, die im Himmel
Für der Unsterblichen Rechte sprossen.
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