Johann Georg Adam Forster 349
die wohlschmeckendsten Früchte eines jeden andern Welttheils und dem
verwöhntesten Gaumen, der im unaufhörlich abwechselnden Kitzel Be⸗
friedigung sucht, können mehr als funfzig andere edle Fruchtarten ein
völliges Genüge leisten. Diese Gegend ist auch das Vaterland unzäh⸗
liger schöner Blumen, die mehr als einen Sinn zugleich ergötzen. Hölzer
von innerem Bau und Dauer ohne gleichen streben hier in den Wäldern
empor, und das erhabene Geschlecht der Palmen ist hier mit allen seinen
Gattungen einheimisch. Herrlich strecken diese Fürsten des Pflanzenreichs
den schlanken Stamm über alle andre Bäume hinan, breiten die gefie—
derten Wipfel von immerwährendem Grün über sich aus und stehen da
als unnachahmliche Ideale in majestätischer Einfalt. Und welch ein
Glanz umstrahlt nicht die lebendigen Bewohner dieses Welttheils! Ihre
entseelten überbleibfel sogar, die Conchylien, schmückt ein wunderbarer
Reichthum der Zeichnung und des Colorits Das Feuer, die Größe und
vollkommene Runde der Perlen von Soolo sind in dem ganzen Orient
durchgängig berühmt. Die Fische im dortigen Meere, die Schmetterlinge
und andere Insekten wetteifern mit einander um den Preis der Selten⸗
heit, es sei an Gestalt oder Farbe. Eben so reich ist das Kleid un—
zähliger Gattungen des Geflügels. Doch schimmern vor allen die Para⸗
diesvögel, mit vielfarbigem Gold übergossen und in den Purpur der
Morgenröthe getaucht. Endlich treten auch die größeren Thiere in
mannichfaltiger Bildung einher, mit einem Geschöpf an ihrer Spitze (der
Orang-⸗Utang), in dessen menschenähnlicher Gestalt die Natur vielleicht
hat zeigen wollen, wie genau sie das Meisterstück der Schöpfung, wenigstens
im Äußerlichen, mit ihren Formen nachbilden könne.
Nach welchen Gesetzen diese göttliche Bildnerin bei der Austheilung
ihrer Güter verfährt und in wiefern das Klima eines jeden Ortes zum
Dasein bestimmter organischer Körper mit ihren eigenthümlichen Gestalten
und Eigenschaften als hervorbringende Ursache mitwirken kann, dies
gehört noch beides in die Reihe außer unserm Gesichtskreise liegender
Dinge. Einst werden aber auch diese dem weiterschauenden Weltweisen
offenbar, wenn er mit den Materialien, die wir sammeln, das große,
kaum noch gegründete Lehrgebäude der Physik vollendet haben wird.
Ein Zauberneh von unzähligen Fäden und durch einander geschürzten
Nnoten, wo eins mit allen und alles mit einen zusammenhängt, ein
System voll himmlischer Übereinstimmung wird er einst in der Mannich⸗
faltigkeit der Schöpfung finden, wo unser begrenzter Blick jetzt nur das
Gauleln einer unerschöpflichen Phantasie wahrzunehmen glaubt, die ihr
Füllhorn aufs Gerathewohl ausgeschüttet hat. Wie frohen Muthes kön—
nen wir da nicht knftigen gelauen vorarbeuen un auf die Früchte
unserer Bemühungen Verzicht thun, indem wir bereits so glücklich im
Genuß der reichen Erni⸗ sind, die eben so durch unserer Vorgänger
Aussaat uns bereitet ward! Wohlan, laßt uns willig die voreiligen