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andern Arbeiter auf ein eisernes Tischchen; der schneidet sie mit
einer Schere durch, rollt das abgeschnittene Stück und ebnet seinen
Boden; schon ist's ein netter Glasbecher. Sofort greift ein dritter
Arbeiter mit einer langen Gabel zu und trägt den Becher zu einem
vierten. Dem reicht ein fünfter aus dem Ofen ein Stückchen des
feurigen Teiges; dies wird an den Boden des Bechers gehalten,
und sogleich sitzt es dort fest. Nun wird es gedreht, zu einem hüb—
schen Fuß geformt, und unser Kelchglas wäre so weit fertig. Ein
sechster Arbeiter trägt mit seiner Gabel das neue Glas davon. Es
kommt zu seinen Kameraden in den Kühlofen, wo es sich lang⸗
sam abkühlt. Zu rasch gekühlt, würde es leicht zerspringen.
Sobald die Gläser kalt sind, wandern sie einzeln durch die Hand
eines Arbeiters, der sie genau mustert und die fehlerhaften un—
barmherzig zerschlägt. Die guten werden in verschiedene Neben—
gebäude getragen und dort weiter in Arbeit genommen.
Ein Teil der Gläser wird geätzt. Jedes Glas erhält zu diesem
Zwecke innen und außen einen braunen Lacküberzug. In den
Lack werden hübsche Linien und Figuren geritzt. Dann wird das
Glas in eine scharfe Flüssigkeit getaucht, die sich in die geritzten
Stellen einfrißt. Wird nun der Lack abgewaschen, so bleiben die
Linien und Figuren auf der Glaswand sichtbar und dienen dem
Glase zum Schmucke.
Andre Gläser kommen in die Schleiferei. Hier drehen sich
gegen hundert Schleifsteine, von einer großen Dampfmaschine ge—
trieben, rastlos um. An jedem Schleifstein sitzt ein Arbeiter. Er
hält das Glas an den Stein und schleift Rinnen hinein. Die ge—
schliffenen Gläser sind teurer als die geätzten. In die schönsten
Gläser stechen besonders geschickte Arbeiter allerlei Verzierungen
und Bilder.
Viele Glasgegenstände, wie Salzbüchsen, Glasteller u. a., werden
aus dem Schmelzofen sofort in eiserne Formen gepreßt und sind
dann fertig. Die so geformten Glaswaren sind die billigsten.
Fensterglas wird folgendermaßen hergestellt: Ein Arbeiter
bläst eine große, längliche Glasblase. Ein andrer schneidet sie auf,
ein dritter drückt sie mit einem Eisenstab zu einer breiten Scheibe
auseinander, die unter einer eisernen Walze vollends geebnet
wird. Das dicke Spiegelglas wird gegossen, zwischen Metall—
platten geplättet und zuletzt poliert.