Full text: Für das siebente, achte, neunte und zehnte Schuljahr (Teil 3, [Schülerband])

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diese wollte sich nur einem Manne vermählen, der ihr an Stärke über¬ 
legen wäre und dies in drei Kampfspielen bewiesen hätte. Daher ver¬ 
sprach der König Siegfried die Hand seiner Schwester, wenn er ihm be¬ 
hilflich sein wollte, Brunhilde zu besiegen. Siegfried sagte freudig zu, 
und mit raschem Ruderschlage fuhren die Helden nach Jsenstein. der 
hochragenden Burg der kampflustigen Königin. Siegfried, der Brun¬ 
hilde kannte, führte sich als Lehensmann Günthers bei ihr ein und teilte 
ihr den Wunsch desselben mit. Nun rüstete man sich auf beiden Seiten 
zu den Kampfspielen. 
Die Siegfried für Günther mit Lrunhitde kämpfte. 
7. Abenteuer. 
Vier Kämmerer trugen Brunhildens Schild heran, der mit Gold 
und Edelsteinen reich verziert war. 
6. Als der starke Hagen den Schild hertragen sah, 
In großem Unmute sprach der Tronjer da: 
„Wie nun, König Günther? An Leben geht's und Leib; 
Die ihr begehrt zu minnen, die ist wohl des Teufels Weib." 
7. Da brachten sie der Frauen, mächtig und breit, 
Einen scharfen Wurfspieß; den verschoß sie allezeit, 
Stark und ungefüge, groß dazu und schwer. 
An seinen beiden Seiten schnitt gar grimmig der Speer. 
8. Von des Spießes Schwere höret Wunder sagen: 
Wohl hundert Pfund Eisen war dazu verschlagen. 
Ihn trugen mühsam dreie von Brunhildens Heer, 
Günther, der edle, rang mit Sorgen da schwer. 
9. Brunhildens Stärke zeigte sich nicht klein; 
Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein, 
Groß und ungefüge, rund dabei und breit. 
Ihn trugen kaum zwölfe dieser Degen kühn im Streit. 
10. Den warf sie allerwegen, wie sie den Speer verschoß. 
Darüber war die Sorge der Burgunden groß 
„Wen will der König werben?" sprach da Hagen laut; 
„Wär' sie in der Hölle doch des Übeln Teufels Braut!" 
11. An ihre weißen Arme sie die Ärmel wand, 
Sie schickte sich und faßte den Schild an die Hand, 
Sie schwang den Spieß zur Höhe; da ging's zum Streite hin. 
Günther und Siegfried bangten vor Brunhildens grimmem Sinn. 
12. Und wär' ihm da Siegfried zur Hülfe nicht gekommen, 
So hätte sie dem König das Leben wohl benommen.
	        
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