Full text: Für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten einschließlich Untersekunda (Teil 2, [Schülerband])

IV. Reuchlin. V. Die Dunfelmännerbriefe 23 
Poet seid, glaube ich, daß Ihr viel Nutzen daraus ziehen könnt. Denn 
ich habe hier in der Audienz von einem Notarius gehört, der perfekt 
sein soll in dieser Kunst, sotanes Buch sei der Quellbrunn der poeterei, 
und sein Verfasser, mit Namen homerus, sei der Vater aller Poeten. 
Und er hat gesagt, es gebe noch einen anderen homerus, auf griechisch. 
Da sagte ich: was geht mich das Griechische an? der lateinische da ist 
viel besser, denn ich will ihn nach Deutschland schicken, an Magister 
(Drtminus, der fragt nichts nach diesen griechischen Phantasien. Und 
ich frage ihn: was ist in dem Buch begriffen? Antwortet er, es handle 
von gewissen Leuten, die Griechen hießen, die haben Krieg geführt 
mit anderen, die sich Trojaner nannten, die ich auch schon vordem habe 
nennen hören. Und diese Trojaner hatten eine große Stadt, und jene 
Griechen legten sich vor die Stadt und lagen allda wohl zehn Jahre; 
da kamen die Trojaner bisweilen zu ihnen heraus und schlugen sich hand¬ 
greiflich mit ihnen und würgten sich gar seltsam untereinander, also 
daß die ganze (Ebene blutig war, und es war ein Wasser da, das wurde 
von dem Blute gefärbt und ganz rot; und das Geschrei hat man im 
Himmel gehört, und einer hat einen Stein geworfen, den zwölf Männer 
nicht erheben konnten, und ein Pferd hat angefangen zu reden und hat 
geweisfagt. Aber ich glaube solches nicht, weil es mir unmöglich vor¬ 
kommt, auch scheint mir das Buch nicht sehr authentisch. Bitte, schreibt 
mir, was Ihr davon haltet. 
VI. Ulrich von Hutten? 
1. stn wilibald pirkheimer über das neue Zeitalter der Wissenschaften. 
Augsburg, 25. Oktober 1518. 
Wilhelm Budaeus 3, unter dem Hdel Frankreichs der gelehrteste, 
unter den (Belehrten der adligste, arbeitet weiter an seinen Anmerkun¬ 
gen zu den Pandekten. Ich habe einen Freudensprung gemacht, als ich es 
vernahm. So hat also unsere Seit zwei, Herkulesse, die gegen die Pest 
der Unwissenheit zu Felde ziehen, der eine hat in Frankreich das Ge¬ 
schlecht der stccursiusjünger3 gar niedergekämpft und die ganze Bar- 
totusfchule3 ausgerottet, der andere die, welche die Theologie in Rauch 
einhüllen wollen, angegriffen und niedergeworfen, durch ihn ist Licht 
und Tag in die heiligen Schriften gekommen.4 Nimm Faber5 dazu, den 
Werkmeister, der so trefflich die Philosophie gemeistert und den Aristo¬ 
teles neu ins Licht gesetzt hat. (D Jahrhundert! D Wissenschaften! 
1 Andere Stüde von Hutten in öem QJuellenheft II, 42. 
2 Pariser Iurist 1467—1540, Begründer der modernen Rechtswissenschaft. 
8 K. und B. die Häupter der mittelalterlichen Rechtsauslegung (©Ioffatoren). 
4 Ausgabe des griechischen Neuen Testaments durch (Erasmus 1516. 
* Theolog und Philosoph aus der Picardie, f 1537.
	        
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