Full text: Für die untern und mittlern Klassen (Teil 1, [Schülerband])

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Der im Glück wie im Unglück sich eifrig und thätig bestrebet; 
Denn das Gute bringt er hervor und ersetzet den Schaden.“ — 
Freundlich begann sogleich die ungeduldige Hausfrau: 
„Sagt uns, was ihr gesehn; denn das begehrt' ich zu wissen.“ 
„Schwerlich,“ versetzte darauf der Apotheker mit Nachdruck, 
„Werd' ich sobald mich freun nach dem, was ich alles erfahren. 
10 Und wer erzählet es wohl, das mannigfaltigste Elend! 
Schon von ferne sahn wir den Staub, noch eh' wir die Wiesen 
Abwärts kamen; der Zug war schon von Hügel zu Hügel 
Unabsehlich dahin, man konnte wenig erkennen. 
Als wir nun aber den Weg, der quer durchs Thal geht, erreichten, 
15 War Gedräng' und Getümmel noch groß der Wandrer und Wagen. 
Leider sahen wir noch genug der Armen vorbeiziehn, 
Konnten einzeln erfahren, wie bitter die schmerzliche Flucht sei, 
Und wie froh das Gefühl des eilig geretteten Lebens. 
Traurig war es zu sehn, die mannigfaltige Habe, 
50 Die ein Haus nur verbirgt, das wohlverseh'ne, und die ein 
Guter Wirt umher an die rechten Stellen gesetzt hat, 
Immer bereit zum Gebrauche, denn alles ist nötig und nützlich, 
Nun zu sehen das alles, auf mancherlei Wagen und Karren 
Durch einander geladen, mit Übereilung geflüchtet. 
do Über dem Schranke lieget das Sieb und die wollene Decke; 
In dem Backtrog das Bett und das Leintuch über dem Spiegel. 
Ach, und es nimmt die Gefahr, wie wir bei dem Brande vor zwanzig 
Jahren auch wohl gesehn, dem Menschen alle Besinnung, 
Daß er das Unbedeutende faßt und das Teure zurückläßt. 
Also führten auch hier, mit unbesonnener Sorgfalt, 
Schlechte Dinge sie fort, die Ochsen und Pferde beschwerend: 
Alte Bretter und Fässer, den Gänsestall und den Käfig. 
Auch so keuchten die Weiber und Kinder, mit Bündeln sich schleppend, 
Unter Körben und Butten von Sachen keines Gebrauches; 
Denn es verläßt der Mensch so ungern das Letzte der Habe. 
Und so zog auf dem staubigen Weg der drängende Zug fort, 
Ordnungslos und verwirrt. Mit schwächeren Tieren der eine 
Wünschte langsam zu fahren, ein anderer emsig zu eilen. 
Da entstand ein Geschrei der gequetschten Weiber und Kinder, 
70 Und ein Blöken des Viehes, dazwischen der Hunde Gebelfer, 
Und ein Wehlaut der Alten und Kranken, die hoch auf den schweren 
Übergepackten Wagen auf Betten saßen und schwankten. 
Aber, aus dem Geleise gedrängt, nach dem Rande des Hochwegs, 
Irrte das knarrende Rad; es stürzt in den Graben das Fuhrwert, 
75 Umgeschlagen, und weithin entstürzten im Schwunge die Menschen 
Mit entsetzlichem Schrein in das Feld hin, aber doch glücklich. 
Später stürzten die Kasten und fielen näher dem Wagen. 
Wahrlich, wer im Fallen sie sah, der erwartete nun sie 
Unter der Last der Kisten und Schränke zerschmettert zu schauen 
80 Und so lag zerbrochen der Wagen, und hilflos die Menschen;
	        
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