Full text: Für die untern und mittlern Klassen (Teil 1, [Schülerband])

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12. Der Samstag kam und sah dieselben Mauern 
Umfassen noch des Landes Rat und Hort 
Und sah den leid'gen Regen ewig dauern. 
13. Der Landesmarschall sprach ein ernstes Wort: 
„Hochmögende, nun thut nach eurer Pflicht! 
Ihr seht, der Regen regnet ewig fort. 
14. „Wer ist es, der das Wort der Weisheit spricht? 
Wer bringt in unsers Sinnens düstre Nacht 
Das lang' erwartete, begehrte Licht? 
15. „Zur That! Ihr habt erwogen und bedacht. 
Ich wende mich zuerst an diesen Alten, 
Des Scharfsinn einmal schon uns Trost gebracht. 
16. „Ehrwürd'ger Greis, laß deine Weisheit walten!“ — 
Der stand und sprach: „Ich bin ein alter Mann, 
Ich will euch meinen Rat nicht vorenthalten. 
17. „Wir sehn es vierzehn Tage noch mit an; 
Und hat der Regen dann nicht aufgehört, — 
Gut! regn' es dann, so lang' es will und kann!“ — 
18. Er schwieg; es schwiegen, die das Wort gehört, 
Noch eine Weile staunend, — dann erscholl 
Des Beifalls Jubel-Nachklang ungestört. 
19. „Einstimmig,“ heißt es in dem Protokoll, 
„Einstimmig ward der Ratschluß angenommen, 
Der nun Gesetzeskraft behalten soll!“ 
20. So schloß ein Szekler Landtag, der zum Frommen 
Des Landes Weiseres vielleicht geraten 
Als mancher, dessen Preis auf uns gekommen. 
21. So wie die Väter, stolz auf ihre Thaten, 
Nach bräuchlichen Gelagen heimgekehrt, 
Erschien die Sonne, trockneten die Saaten, 
Und schwankten heim die Wagen, goldbeschwert. 
Zusah. 
Der letzte Dichter. 
(Anastasius Grün.) 
1. Wann werdet ihr Poeten 
Des Singens einmal müd'? 
Wann wird es ausgesungen 
Das alte, ew'ge Lied? 
2. Ist nicht schon längst geleeret 
Des Überflusses Horn? 
Gepflückt nicht jede Blume, 
Erschöpft nicht jeder Born?“ — 
3. So lang' der Sonnenwagen 
Im AWzungleis noch zieht, 
Und nur ein Menschenantlitz 
Zu ihm empor noch sieht; 
4. So lang' der Himmel Stürme 
Und Donnerkeile hegt, 
Und bang' vor ihrem Grimme 
Ein Herz noch zitternd schlägt; 
5. So lang' nach Ungewittern 
Ein Regenbogen sprüht, 
Ein Busen nach dem Frieden 
Und der Versöhnung glüht; 
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6. So lang' die Nacht den Äther 
Mit Sternensaat besü't, 
Und noch ein Mensch die Züge 
Der goldnen Schrift versteht;
	        
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