68
2.
„Das Schwert, das Schwert, das ich in meinen Tagen
Geschwungen, ich vergaß, in wieviel Schlachten,
Das Schwert, ob dessen Klang nicht Feinde lachten,
Als sie bei Roßbach und bei Lissa lagen!
Das Schwert! Wer nahm's von meinen Sarkophagen?
Wes sind die Hände, die so keck sich machten,
Daß sie von dort zu seiner Schmach es brachten
Dahin, wo niemand ist, der es kann tragen?
Ihr Söhne Preußens aus dem West und Oste!
Wieviele Schwerter könnt ihr aus dem Frieden
Noch ziehn, die nicht gefressen sind vom Roste?
Und könnt Ihr Schwerter eilig gnug nicht schmieden,
So nehmt nur Hack' und Sens', und, was es koste,
Holt mir mein Schwert her von den Invaliden!"
58. Der alte Fritz.
Friedrich Rückert.
Der alte Fritz saß drunten in den Nächten
Auf einem Thron, aus Thatenglanz gewoben,
Und dachte, weil den Busen Seufzer hoben,
An sein einst freies Volk, das ward zu Knechten.
Da kam, so lange von des Schicksals Mächten
Im ird'schen Stand des Lebens aufgehoben,
Sein alter Bruder kam jetzt her von droben,
Den sah er und hub an: „Will Preußen fechten?"
Der aber sprach mit Siegesglanz im Blicke:
„Ich komme dir als Bote, daß erschienen
Nun ist die Stunde, wo es bricht die Stricke!"
Da sprang der alte König auf mit Mienen,
Als ob er selbst zu neuem Kampf sich schicke,
Und sprach: „Jetzt will ich wieder sein mit ihnen!"