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geweiht ist, früh auch die dichtende dankbare Sage gesellt, die unver—
gänglich ihn durch Völker und Zeiten geleitet. Zwar ist seine Ge—
stalt oft bemängelt worden; das Urteil früherer Reisenden lautet nicht
selten sogar verächtlich. Man heißt ihn dürftig; der vielberufene
Baum sei nichts als eine buschige Weide, aber ohne die reizende Be—
weglichkeit, ohne das saftgrüne Laub derselben. Und es ist wahr:
wenn man die Olive etwa zuerst bei Avignon erblickt, ist der Eindruck
eben kein anmutender; in Reihen gepflanzt nach Art unserer Sauer—
kirschbäume stehen sie wie kalkbestäubt in den Gärten. Aber man
verfolge sie weiter, man sehe sie in den öden Heiden der Crau, man
sehe sie bei Marseille, bei Hyeères, um endlich bei Cannes, Mentone,
Ventimiglia u. s. w. in den eigentlichen Olivengürtel einzutreten.
Denn vornehmlich liebt dieser Baum doch die Hügelgelände der Küste,
und er gedeiht da selbst auf steinigem Grunde. Ist nun freilich das
junge mattgraue Blatt und die weißliche Blütenrispe ziemlich un—
scheinbar und auch die schlehenähnliche Frucht nur eine bescheidene
Zierde, so bietet dennoch der Olbaum in der Vollendung seines
Wuchses ein Bild eigentümlicher Schönheit.
Ja er ist vielleicht, von der edlen Kastanie und der Pinie ab—
gesehen, der malerischste aller Bäume der gemäßigt warmen Zone,
das Entzücken jedes formsinnigen Beschauers. Besonders die älteren
Stämme sind von wahrhaft monumentalem Charakter. Denn in der
Tat möchte das Auge manchmal zweifeln, ob was es da vor sich er—
blicke Stein, ob Erz sei. Dieses Loch und die Löchlein mitten im
Stamme — sieht es nicht aus, als seien sie im Lauf der Jahrhunderte
von Myriaden niederfallender Regentropfen genagt? Und doch nir—
gends, soweit du gehen magst, findest du einen hohlen oder wenigstens
morschen Baum. Denn alles an ihm erscheint unzerstörbar. Wo er,
wie oft, in der Ruine eines Kastells, einer verfallenen Olmühle oder
auf irgend einem Trümmerhaufen steht, da ist dann der Eindruck
felsartig bis zur Täuschung. Selbst das lange Gehäng der Zweige
ist straff und fest, nirgends schwankend oder bröckelnd. Man nehme
hinzu, daß der Stamm fast immer und unmittelbar über der Wurzel
sich teilt und immer einer mit dem andern sich wieder verklammert
und verwächst, so daß das Ganze eben eins, gleichsam ein Bündel
von Stämmen ist, das vielfüßig sich aus dem Boden hebt. Sah ich