Full text: [Teil 6 = Sekunda, [Schülerband]] (Teil 6 = Sekunda, [Schülerband])

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Worte und Gedanken hin, ohne zu wissen und fast ohne zu hoffen, 
daß sie irgendwo fangen, fast mit der Überzeugung, daß sie von vier— 
hundert Ohren vierhundertmal und oft abenteuerlich mißverstanden 
werden. Keine Möglichkeit, sich wie im Gespräch an die Fassungs— 
kraft des andern anzuschmiegen. Bei mir ist dies der Fall noch 
mehr, da es mir schwer und ungewohnt ist, zur platten Deutlichkeit 
herabzusteigen. Die Zeit verbessert dies vielleicht — aber groß sind 
meine Hoffnungen doch nicht. Ich tröste mich damit, daß in jedem 
öffentlichen Amt immer nur der hundertste Teil der Absicht er— 
füllt wird. 
Meine erste Vorlesung handelte vorzüglich von dem Unterschied 
des Brotgelehrten und des philosophischen Kopfs. Außer den lokalen 
Ursachen, die ich hatte, die Begriffe meiner Leute über diese zwei 
Dinge zu fixieren, hatte ich allgemeine, die ich Dir nicht zu sagen 
brauche. In meiner zweiten Vorlesung gab ich die Idee von Universal— 
geschichte. 
Es ist hier ein solcher Geist des Neides, daß dieses kleine Ge— 
räusch, das mein erster Auftritt machte, die Zahl meiner Freunde 
wohl schwerlich vermehrt hat. Indessen kann ich von meiner hiesigen 
Existenz nichts anderes als Gutes schreiben; es war mir kaum irgend— 
wo so wohl als hier, weil ich hier zu Hause bin. Meine Freunde 
tragen mich auf den Händen, mein Humor ist gut, auch bin ich ge— 
selliger, und mein ganzes Sein hat einen bessern Anstrich. 
Tear Himmel gebe nun, daß meine Kollegien im nächsten halben 
Jahre enschlagen. Es ist mir alsdann nicht bange, meine Umstände 
bald verbessert zu sehen und höhere Entwürfe zu machen. Behielt ich 
von meinen bisherigen Auditoren nur den vierten Teil, so verlangte 
ich nicht weiter. Eben höre ich, daß bei meiner zweiten Vorlesung 
vierhundertachtzig Zuhörer waren und gegen funfzig keinen Platz 
mehr gefunden haben. Ich lese jetzt erst in zehn Tagen wieder, weil 
die Pfingstferien dazwischen fallen. 
Lebe wohl.
	        
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