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338. Friedenspreis.
Das Elsaß, roth im Schmuck der Purpurtraube,
Ten Blutrubiu in unsres Reichs Geschmeide,
Ausbrach der Frank' ihn mit des Schwertes Schneide,
Daß er in seines Königs Krön' ihn schraube.
Doch da er's that, lag unser Volk im Staube
Blutrünstig, mit zerrißnem Eingeweide,
Und so ersäuft in tausendfachem Leide,
Daß keiner fragen mochte nach dem Raube.
Und dennoch grollen wir mit unsern Vätern,
Daß sie, wiewohl bis auf den Tod zerspalten,
Verloren, was verloren blieb uns Spätern.
Wie sollten wir nun, die wir stark uns halten,
An unsern Enkeln werden zu Verräthern
Und thun, warum wir unsre Ahnen schalten! B. Beitel.
339. Zur Friedensfeier. (18. Juni 1871.)
Flammt auf von allen Spitzen,
Ihr Feuer deutscher Lust
Und weckt mit euren Blitzen
Ein Danklicd jeder Brust!
Das grause Spiel der Waffen
Mit Gott ist's abgethan.
Und, die das Schwert geschaffen,
Die Palmenzeit bricht an.
Preis dem Herrn, dem starken Retter,
Der nach wunderbarem Rath
Aus dem Staub uns hob im Wetter
Und uns heut im Säuseln naht!
Nun ward in eins geschmiedet,
Was eitel Stückwerk war,
Nun liegt das Reich umfriedet
Bor Arglist und Gefahr.
Vom Alpenglüh'n zum Meere,
Dom Haff zur Mosel weht
Das Banner deutscher Ehre
2»' junger Majestät.
Preis dem Herrn, dem starken Retter,
Der nach wunderbarem Rath
Aus dem Staub uns hob im Wetter
Und uns heut im Säuseln naht!
Wie braust von Stamm zu Stamme
Ein Leben reich und stolz,
Seit der Begeistrung Flamme
Was starr sich mied verschmolz,
Seit am vereinten Werke
Des Südens Flügelkrast,
Des Nordens klare Stärke
Wetteifernd ringt und schafft!
Preis dem Herrn, dem starken Retter,
Der nach wunderbarem Rath
Aus dem Staub uns hob im Wetter
Und uns heut im Säuseln naht!
Der in der Fcuerwolke
Voran uns zog im Krieg,
Nun send' er unserm Volke
Die Kraft zum letzten Sieg,
Die Kraft, auch aus den Herzen
Der Lüge finstre Saat,
Das Welschthum auszumerzen
In Glauben, Wort und That.
Preis dem Herrn, dem starken Retter,
Der nach wunderbarem Rath
Aus dem Staub uns hob im Wetter
Und uns heut' im Säuseln naht!
Zieh ein zu allen Thoren,
Du starker deutscher Geist,
Der aus dem Licht geboren
Den Pfad ins Licht uns weist,
Und gründ in unsrer Mitte
Wahrhaft und fromm zugleich
In Freiheit, Zucht und Sitte,
Dein tausendjährig Reich!'
. Preis dem Herrn, dem starken Retter,
Der nach wunderbarem Rath
Aus dem Staub uns hob im Wetter
Und uns heut im Säuseln naht!
C. Beitel.