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zurücksende?“ Hermodur, der mutige Bote, unternimmt den Ritt
und bringt von Hel die Nachricht, daß Baldur den Göttern zurück-
gegeben werden solle, wenn alle Wesen auf der Erde um ihn weinen.
„PTrauert um ihn das weite All,
weinen dié WMesen allzumal,
weint, was Odem und Leben nicht hat:
wohl, so geschieht es nach ewigem Rat
Baldur kehrt wieder zum lichten Tag.
Isst ein aug' ohn' Dränen und Klag,
bleibt er ewig in Helheims daal.
Wãhle, du hast nicht andre Wahl!“
Alle Wesen weinten, nur Loki nicht. In Gestalt des Riesen weibes
Thöck, der Finsternis, sab er in einer Höhle und blieb unerbittlich
„Thöck kann nur mit trockenen Augen weinen um Baldur. Weder
im Leben, noch im Sterben hat er mir Nutzen geschafft; daher behalte
Hel, was sie hatl“ So redet das Weib, verschwand in der finsteren
Tiefo und war nicht mehr zu finden. Trauernd und klagend sucht
Nanna ihren Gemabl.
Aber fruchtlos verhallen die Klagen, aus der LTiefe schlägt an
ihr Ohr die hoffnungslose Antwort:
„Nicht bringst du zurück mich
aus Tiefen des Lodes;
was du liebsst, mubt du lassen,
und das Leid nur ist lang!“
105. Derta.
Von August Wilhelm Grube.
z war ein liebliches Eiland, im Baltischen Meere gelegen. Eichen,
alt wie der Boden, auf dem sie entsprossen, und gewaltige
Buchen beschatteten es, das nördliche Ende bildend des großen
Her‚en Waldes, welcher bei den Nordabhängen der Alpen be—
ginnen Nbis hierher erstreckte. Von bemoosten Hügeln umgeben,
lag niu, sern vom Rande der Insel im Schatten der Bäume ein
klarer, fut zirkelrunder See. An seinem nördlichen Ufer erhob
sich ein halbmondförmiger Hügel, die Hertaburg. Sie war der Sitz
der Göttin Nerthus oder Herta, der Geberin alles Segens in Feld
und Wald. Uralte Buchen bildeten rund herum jenen heiligen Hain,
dessen Innerstes nur der Fuß des Priesters betrat. Tiefe Stille
herrschte in dem dunkeln Schatten der Bäume, und kein Uneinge—
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