Full text: [Band 6 = Klasse vier, siebtes Schuljahr, [Schülerband]] (Band 6 = Klasse vier, siebtes Schuljahr, [Schülerband])

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im Wagenringe gesammelt und die schlaftrunkenen Kinder unter dem 
Lederdach geborgen. Nach ihnen stiegen die Frauen in das enge Gemach, 
nur die Männer saßen noch eine Weile beim Trinkhorn gesellt, bis 
auch ihnen die Augen schwer wurden und die kalte Nachtluft ihre 
Fröhlichkeit hemmte. Da hüllten sie sich in Pelze und Decken und legten 
sich an die Feuer oder unter die Wagen. Es wurde stiller; nur der 
Wind blies von den Bergen, die Wächter umschritten den Wagenring 
und den Pferch und warfen zuweilen Holzscheite in die lodernden 
Feuer. Aber unablässig bellten die Hunde, denn aus der Ferne klang 
heiseres Geheul, und um den Flammenring trabten gleich Schatten 
im aufsteigenden Nebel die begehrlichen Raubtiere. 
In solcher Weise zogen die Wanderer drei Tage langsam durch 
den Bergwald, der Regen rann auf sie nieder, und der Wind trocknete 
ihnen die durchnäßten Kleider. Zuweilen hielten sie in den Tälern 
an den Höfen ihrer Landsleute. Dort trafen sie entweder wilde Ge— 
sellen, die durch den Kampf mit dem Walde gehärtet waren, oder 
ärmliche Siedler, welche über den rauhen Ackerboden klagten und 
auch den Reisenden das Herz schwer machten. Am vierten Morgen 
zogen sie an dem hölzernen Turmgerüst vorüber, welches an der 
Landesmark der Thüringe gezimmert war; erstaunt sah der Wächter, 
der im Hofe daneben wohnte und sonst wenig um reisende Haufen 
zu sorgen hatte, auf die Fahrenden; diese aber riefen ihm laute Grüße 
zu, denn er war, obgleich nur ein einsamer Waldmann, der letzte 
ihres Volkes. Von da durchfuhren sie eine Stunde die Grenzwildnis, 
unfruchtbare Kieshöhen mit knorrigen Kiefern, wo niemals ein Siedler 
einen Hof gebaut hatte und selten der Schlag einer Art erklungen 
war; denn unheimlich lag der Strich und schädliche Geister fuhren, 
wie man sagte, die Grenze entlang, weil sie ausgeschlossen waren von 
dem Boden, den gute Vollsgötter für die seßhaften Männer behüteten. 
Aber jenseit des Kiefernwaldes sahen die Siedler von der Höhe freudig 
in ein weites Tal, das mit ansehnlichen Hügeln und dichtem Laub— 
wald eingefaßt war. Dort zog sich in gewundenem Lauf der Idisbach 
durch die Wiesen, und am Fuß der Anhöhe lagen Wiesen und ge— 
teiltes Aclerland. Lustig schien die Sonne über das helle Grün und 
das sprossende Laub; die Rosse schnoben, als sie die frische Talluft 
witterten, und die Rinder brüllten der Weide entgegen; die Wanderer 
aber hoben die Arme flehend zu der Göttin auf, welche über dem 
Tal waltete und die Leben der Männer wohl zu behüten vermochte, 
wenn sie ihr lieb wurden. 
Ein reisiger Mann sprengte den Wanderern entgegen und wirbelte 
schon von weitem grüßend seinen Speer in der Luft; ihm jauchzten 
die Ansiedler zu, da sie einen Landgenossen erkannten; auch die Frauen 
drängten sich an sein Roß, und die Kinder streckten die kleinen Hände
	        
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