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im Wagenringe gesammelt und die schlaftrunkenen Kinder unter dem
Lederdach geborgen. Nach ihnen stiegen die Frauen in das enge Gemach,
nur die Männer saßen noch eine Weile beim Trinkhorn gesellt, bis
auch ihnen die Augen schwer wurden und die kalte Nachtluft ihre
Fröhlichkeit hemmte. Da hüllten sie sich in Pelze und Decken und legten
sich an die Feuer oder unter die Wagen. Es wurde stiller; nur der
Wind blies von den Bergen, die Wächter umschritten den Wagenring
und den Pferch und warfen zuweilen Holzscheite in die lodernden
Feuer. Aber unablässig bellten die Hunde, denn aus der Ferne klang
heiseres Geheul, und um den Flammenring trabten gleich Schatten
im aufsteigenden Nebel die begehrlichen Raubtiere.
In solcher Weise zogen die Wanderer drei Tage langsam durch
den Bergwald, der Regen rann auf sie nieder, und der Wind trocknete
ihnen die durchnäßten Kleider. Zuweilen hielten sie in den Tälern
an den Höfen ihrer Landsleute. Dort trafen sie entweder wilde Ge—
sellen, die durch den Kampf mit dem Walde gehärtet waren, oder
ärmliche Siedler, welche über den rauhen Ackerboden klagten und
auch den Reisenden das Herz schwer machten. Am vierten Morgen
zogen sie an dem hölzernen Turmgerüst vorüber, welches an der
Landesmark der Thüringe gezimmert war; erstaunt sah der Wächter,
der im Hofe daneben wohnte und sonst wenig um reisende Haufen
zu sorgen hatte, auf die Fahrenden; diese aber riefen ihm laute Grüße
zu, denn er war, obgleich nur ein einsamer Waldmann, der letzte
ihres Volkes. Von da durchfuhren sie eine Stunde die Grenzwildnis,
unfruchtbare Kieshöhen mit knorrigen Kiefern, wo niemals ein Siedler
einen Hof gebaut hatte und selten der Schlag einer Art erklungen
war; denn unheimlich lag der Strich und schädliche Geister fuhren,
wie man sagte, die Grenze entlang, weil sie ausgeschlossen waren von
dem Boden, den gute Vollsgötter für die seßhaften Männer behüteten.
Aber jenseit des Kiefernwaldes sahen die Siedler von der Höhe freudig
in ein weites Tal, das mit ansehnlichen Hügeln und dichtem Laub—
wald eingefaßt war. Dort zog sich in gewundenem Lauf der Idisbach
durch die Wiesen, und am Fuß der Anhöhe lagen Wiesen und ge—
teiltes Aclerland. Lustig schien die Sonne über das helle Grün und
das sprossende Laub; die Rosse schnoben, als sie die frische Talluft
witterten, und die Rinder brüllten der Weide entgegen; die Wanderer
aber hoben die Arme flehend zu der Göttin auf, welche über dem
Tal waltete und die Leben der Männer wohl zu behüten vermochte,
wenn sie ihr lieb wurden.
Ein reisiger Mann sprengte den Wanderern entgegen und wirbelte
schon von weitem grüßend seinen Speer in der Luft; ihm jauchzten
die Ansiedler zu, da sie einen Landgenossen erkannten; auch die Frauen
drängten sich an sein Roß, und die Kinder streckten die kleinen Hände