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Macht und seinen Reichtum zu bekunden. Da erschien der Land—
graf von Thüringen mit über tausend, der Erzbischof von Cöln mit
siebzehnhundert, der Abt von Fulda mit fünfhundert, der neue
Herzog Bernhard von Sachsen mit siebenhundert, der Herzog von
Böhmen gar mit zweitausend Rittern. Die andern Fürsten und
Bischöfe blieben nicht hinter ihnen zurück. Aber nicht bloß die deutsche,
die Ritterschaft der ganzen Christenheit schien sich um Friedrich als
ihren gemeinsamen Oberherrn versammeln zu wollen: aus Frankreich
und Italien, von Illyrien und den slawischen Ländern bis nach
Spanien strömten die Scharen zusammen. Niemand hat sie gezählt,
aber auf 70000 konnte ein Augenzeuge die Zahl der anwesenden
Ritter schätzen; dazu kamen noch die Geistlichen und die Menge
sonstigen Volks. Für alle aber hatte der kaiserliche Wirt Sorge
getragen. Das alte Mainz vermochte nicht die Menge der Gäste zu
fassen, darum erhob sich jenseits eine neue Stadt in der weiten schönen
Ebene, die, auf zwei Seiten vom Rhein und Main begrenzt, bis
gegen Hochheim sich hinzieht, nördlich aber in hochgeschwungenem
Bogen vom Taunusgebirge umschlossen wird. Inmitten dieser Stadt
standen, aus Holz gezimmert, die kaiserliche Pfalz und das geräumige
Gotteshaus, ringsumher, an Glanz wetteifernd, die Wohnungen der
Fürsten, endlich das bunte Gewimmel der unzähligen Zelte.
Nachdem ein ärgerlicher Streit, der sich zwischen dem Abt von
Fulda und dem Cölner Erzbischof erhoben, noch zu rechter Zeit durch
König Heinrich beigelegt war, schritt man am Morgen des heiligen
Pfingstfestes zur feierlichen Prozession. Die Herzöge von Sachsen, von
Böhmen und Üsterreich, der Pfalzgraf beim Rhein und der Landgraf
von Thüringen stritten sich darum, das kaiserliche Schwert tragen zu
dürfen; ohne über ihre Ansprüche zu entscheiden, wandte Friedrich
für diesmal die Ehre dem Grafen Baldwin von Hennegau zu. Dann
zogen der Kaiser, seine Gemahlin Beatrix und König Heinrich, mit
goldenen Kronen auf dem Haupte, begleitet von der glänzenden Schar
der geistlichen und weltlichen Fürsten, zum Hochamt. Die Anwesen—
heit der Erzbischöfe von Magdeburg, Cöln, Mainz, Trier, Bisanz
izneon und Reims erhöhte die Pracht und Würde der kirchlichen
eier.
Die beiden folgenden Tage waren ritterlichen Spielen und Fest—
lichkeiten geweiht. Am Montag nach der Frühmesse und dem Morgen—
imbiß wurden der neunzehnjährige Heinrich und sein Bruder Herzog
Friedrich von Schwaben mit dem Schwert umgürtet und gehörten
von nun an als mündige, wehrhafte Männer dem Ritterstande an.
An diese Feier schlossen sich lustige Kampfspiele; mit stumpfen Waffen
rannten die Ritter, ihre Kunst zu zeigen, im abgemessenen Kreise
widereinander, und keiner tat es dem Kaiser Friedrich zuvor, der
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