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im Jahre 1490 als Aussteuer mit: einen pelzgefütterten Mantel und
ein gleiches Oberkleid, vier Röcke von verschiedenem Wert, mehrere
Hauben, Gürtel und Ärmel, ein mit Perlen besetztes Leibchen, einen
Trauring im Werte von fünfundzwanzig Gulden. Einer anderen Bres—
lauer Bürgerstochter wurden im Jahre 1470 von ihren Vormündern
als Erbteil ihrer Mutter außer Gürteln, Hefteln und Ketten nicht
weniger als sechsunddreißig goldene Ringe ausgeliefert.
Von reichster Formenfülle, aber auch von seltsamstem Anblick sind
auf den Bildern die Kopfbedeckungen der Frauen und Männer. Einige
Frauen tragen ellenhohe Spitzhauben, andere bereiten sich die Haube
aus einem länglichen, farbigen Wulste, der bestickt, mit Perlenschnüren
umwunden, mit Gold und Steinen, Blumen und Federn geschmückt
ist. Am wunderlichsten erscheinen die aus weißen Tüchern in steifer
Form zusammengelegten Hauben unverheirateter städtischer Damen.
Sie sind meist über ein hohes und breites, eckiges Drahtgestell aus—
gespannt und unter dem Kinn zusammengebunden. Ebenso seltsam
sind bei den Männern die Formen der Hüte und Mützen. So zeigen
beispielsweise die Miniaturen des Hamburger Stadtrechtes hohe und
niedere Hüte mit breitem oder schmalem Rande, mit vorn aufgestülpter,
hinten heruntergelassener Krempe, oder umgekehrt, rauhhaarige Hüte
von Pelzwerk, oder von Filz oder Tuch, Hüte von allen Farben,
halbiert und gestreift, mit Federn, Schnüren, Goldschmuck und Binden,
die bis auf den Boden fallen. So gibt es auch Mützen aller Art,
von Pelz, Filz und Tuch, viereckig, rund und spitz, kapuzenartig mit
einer oder mehreren buntfarbigen Troddeln.
Für eine der schönsten Zierden des Mannes galt das lange Locken—
haar, auf dessen Pflege große Sorgfalt verwendet wurde. Als der
reiche Baseler Patriziersohn Hieronymus Tscheckenbürlin, der Eitel—
keiten der Welt überdrüssig geworden, im sechsundzwanzigsten Lebens—
jahre in den Kartäuserorden eintrat, ließ er sich in der Festkleidung,
in der er das Kloster betreten hatte, porträtieren: das Bild zeigt ein
feingekräuseltes Lockenhaar, welches die Stirne bedeckt und in reicher
Fülle den nackten Hals umfließt. Auch auf den Porträten des jugend—
lichen Königs Maximilian fallen die langen, blonden Haare wohl—
geordnet und zierlich in sanften Wellenlinien bis auf die Schultern
herab. Ebenso wallen auf dem Porträt des jugendlichen Albrecht
Dürer, des einfachen Goldschmiedssohnes, die langen, schön gepflegten
Locken stolz über den freien Nacken. Nicht selten umschließt bei den
Männern diese Lockenfülle ein farbiger Reif mit zierlicher Goldagraffe,
worin ein Reiherbusch oder ein Federschmuck, auch wohl ein natür—
licher Efeu- oder Blumenkranz.
Statt des langen freien Lockenhaares trugen die Frauen meist
dicke, um die Ohren gelegte Flechten, und man hört häufig die Klage: