Full text: [Band 8 = Klasse zwei und eins, neuntes und zehntes Schuljahr, [Schülerband]] (Band 8 = Klasse zwei und eins, neuntes und zehntes Schuljahr, [Schülerband])

oder jenes am besten zu. finden war, oder in welcher Weise bereitet 
es am besten schmeckte. Das Landgut lieferte Hühner, die im 
Dunkeln gefüttert wurden, Enten und Gänse, die mit Feigen und 
Datteln gemästet waren, Krammetsvogel, Schnepfen, Wachteln, 
Fasanen und kleinere Vögel. Auch Störche, Kraniche, Flamingos 
und insbesondere Pfauen wurden viel gegessen. Vitellins und Apicius, 
jener Feinschmecker, der sein großes Vermögen essend durchbrachte 
und vor der letzten Million, mit der noch ferner zu leben ihm nicht 
der Mühe wert schien, sich den Tod gab, diese berühmten Esser 
ließen sich ein Gericht aus den Zungen der Flamingos machen, 
Heliogabal aber aus dem Gehirn dieser Vögel. Unter den Vierfüßlern 
war das Schwein am beliebtesten; in mehr denn fünfzig Arten 
wußte man sein Fleisch zuzubereiten. Der wilde Eber kam nicht 
selten in ganzer Gestalt auf die Tafel. Feinschmecker wußten heraus¬ 
zuschmecken, aus welcher Gegend er stammte. Würste waren in 
mannigfachen Arten überaus beliebt,. kalt, warm oder gebraten; in 
kleinen Blechöfen wurden sie auf der Straße verkauft gleich den 
heißen Frankfurtern in unseren größeren Städten. Die besten Würste 
wie die besten Schinken lieferte Gallien. An Zukost von Salat und 
Gemüsen war kein Mangel; man zog Spargel in besonderer Größe, 
man hatte Kohl von verschiedener Art, feine Rüben, Artischocken, 
Kürbisse und Gurken, Erbsen und Bohnen, Schwämme und Trüffel 
und verschiedene Pflanzen, um Geschmack zu geben. 
Ebensowenig fehlte es dem Römer an einer Auswahl guter und 
feiner Weine, die er sorgfältig in tönernen Fässern oder Flaschen 
aufbewahrte. Je älter der Wein war, um so besser. Sein Alter 
wurde mit einem Täfelchen bezeichnet, das den Namen des Konsuls 
trug, unter dessen Konsulat er gewachsen war. Von italienischen 
Landschaften lieferte Kampanien die besten Weine. Der Zäkuber 
hatte den ersten Namen, ihm folgte der Falerner, um den dritten 
Rang stritten mehrere Weine. Bald füllten auch die, griechischen 
Weine die Keller der Reichen. Wie überhaupt die römischen Speise¬ 
sitten mit vorschreitendem Luxus sich ganz und gar nach griechischer 
Art richteten, nur ohne Vergleich üppiger wurden, so trank auch 
der Römer gleich dem Griechen den Wein gewöhnlich nicht un¬ 
gemischt. Er mischte ihn mit Wasser und kühlte ihn mit Schnee, 
und wenn es kalt war in Winterszeit, machte er auch ein heißes 
Getränk aus Wein, Wasser, Honig und Gewürzen. Er hatte zu seiner 
Zubereitung ein besonderes GefäJ3, das in seiner Einrichtung dem 
russischen Samowar mit seinem Kohlenbehälter im Innern ähn¬ 
lich war. 
So konnte der Römer seine Tafel reich besetzen, und wenn auch 
manches, was berichtet wird, an der Feinheit seines Geschmackes
	        
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