hob sich hoch im Sattel und tat einen wilden Schrei und schoß den
ersten Pfeilschuß ab, auf daß der Kampf nach altem Brauch eröffnet
sei. Es begann das Morden der Feldschlacht. Aber wenig frommte
es den schwäbischen Kriegern, daß sie unerschüttert standhielten, ein
starrender Lanzenwald: war der Reiter Angriff abgeprallt, so kam
aus der Ferne ein Pfeilregen geschwirrt; halb aufgerichtet im Bügel
standen die Hunnen trotz Rossestrab; den Zaum über des Gauls
Nacken geworfen, zielten sie — der Schuß traf. Andere schwärmten
von der Seite ein, — weh' dem Gefallenen, den seine Brüder nicht
in die Mitte nahmen! Da gedachten die Leichtbewaffneten vom Walde,
den Hunnen in den Rücken zu brechen. Hörnerruf rief sie zur Samm¬
lung, sie rückten vor, aber mit eines Gedankens Schnelle waren
die feindlichen Rosse gewendet, Pfeilregen prasselte in die Anrückenden;
sie stutzten. Wenige schritten weiter, auch sie wurden geworfen.
Noch wogte der Feldstreit draußen im Talgrund. Schier wankten
die schwäbischen Reihen, ermüdet des ungewohnten Fechtens. Bedenk¬
lich schaute Simon Bardo drüben hin und schüttelte das Haupt. „Die
schönste Strategie," brummte er, „ist vergeudet an diese Zentauren;
das sprengt ab und zu und schießt aus der Ferne, als wär' meine
dreifache Schlachtordnung für nichts da." Er ritt zu den Mönchen
und schied sie wieder in zwei Heerhaufen; die von Sankt Gallen
sollten zur Rechten, die Reichenauer zur Linken des Heerbanntreffens
vorrücken, dann schwenken, daß der Feind, den Wald im Rücken,
in weitem Halbkreis eingeschlossen sei. „So wir sie nicht einklemmen,
halten sie nicht stand," rief er und schwang sein breites Schlacht¬
schwert, „auf und dran denn!"
Wildes Feuer leuchtete aus aller Augen. Marschbereit standen
die Reihen. Jetzt warf sich noch ein jeglicher ins Knie, griff eine
Scholle vom Boden auf und streute sie rückwärts über sein Haupt,
daß es geweiht und gefeit sei durch die vaterländische Erde, dann
ging's in den Kampf. Die voll Sankt Gallen stimmten den frommen
Schlachtgesang Media vita an.
Dumpf klang's von den anrückenden Männern in die Hunnen-
schlacht:
„Ach, unser Leben ist nur halbes Leben!
Des Todes Boten ständig uns umschweben.
Wen mögen wir als Helfer uns erflehen
als dich, o Herr, den Richter der Vergehen?
Heiliger Gott!"
lind vom anderil Flügel sangen die Reichenauer Mönche entgegen:
„Dein harrten unsre Väter schon mit Sehnen,
ulld du erlöstest sie von ihren Tränen.
Wacker, Lesebuch. A.** VI. Teil.
12