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Die kleine Emma und ich stellten auf einen Tisch zu Füßen des
Kranken die blühende Pflanze; wir stellten sie so, daß er sie ganz sehen
konnte.
Zuweilen fuhr ein Wagen vorbei. Durchs geöffnete Fenster klangen
die Stimmen fröhlich spielender Kinder, und ein besonders Helles
Sümmchen sang: „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne",
und sang diesen Vers immer wieder.
Ich hatte mich so gestellt, die kleine mich ängstlich anschauende
Emma nicht loslassend, daß mich der Kranke nicht sah. Und während
die Mutter mit beiden Händen die kalt werdende Linke ihres Sohnes
hielt, und während der Pastor inbrünstig seine Gebete sprach, lagen
die brechenden Augen des Sterbenden, als sähe er den Himmel offen,
auf der vergessenen Hortensie.
Und der Todesengel schritt herein, und sein Palmwedel berührte
die bleiche Stirn. Der junge Mensch hatte ausgelitten.
Die angeschobene Tür öffnete sich. Ich bemerkte den ganz ge¬
brochenen Vater; Tränen sickerten ihm jetzt durch die vors Gesicht
geschlagenen Finger.
Der greise Pfarrer hielt wie segnend die Hände auf dem Haupte
der zusammengesunkenen Mutter. In seinen edlen Gesichtszügen lag
die Liebe, die werktätige Liebe zu den Menschen. Und seine Stimme
bebte in tiefem Basse: „Er ist bei Gott."
152. Seemann und Dichter. Von Julius Reuper.
6chon als zweiundzwanzigjähriger Jüngling besang der junge Kauf¬
mann Ferdinand Freiligrath das Meer und das Seeleben in
farbenglühenden Gedichten. Und doch kannte er beides nur aus der
Beobachtung des Lebens und Treibens im Hamburger Hafen der
Elbe. Erst acht Jahre später war es ihm vergönnt, das offene Meer
selbst und das Schiffstreiben eines Seehafens kennen zu lernen, indem
sich ihn: im Jahre 1840 die Gelegenheit zu einem Ausflug nach
Amsterdam bot.
Hier lag unter andern Seefahrern gerade auch ein deutscher vor
Anker, der nach China bestimmte „Adler". Diesen mit einem Freunde
zu besuchen, erbat' sich der Dichter nun die Erlaubnis, unb zu seiner
Freude wurde ihm dieselbe gewährt. Der Oberbootsmann übernahm
an Bord die Führung der Besucher und entschuldigte sich schließlich,
als man, um das Schiff zu verlassen, an der Kapitünskajüte vorüber¬
kam, diese den Gästen nicht zeigen zu können, da der Kapitän gerade
Besuch habe. In diesem Augenblicke öffnete sich von innen die Tür
der Kajüte, und man sah eine fröhliche, aus Herren und Damen be¬