§ 55. Brandenburg-preußische Geschichte bis zum Jahre 1648. 195
Allegorieen bildeten. Die Verskunst stand unter Einfluß von Martin
Opitz' Lehrbuch „Von der deutschen Poeterey" (1624); die wichtigsten zeit- Opitz,
genössischen deutschen Dichter werden in den sog. beiden schlesischen
Dichterschulen zusammengefaßt.
In das Jahr 1515 fällt der Beginn des deutschen Zeitungswesens.
In diesem Jahre gab Egenols Emmel zu Frankfurt a. M. die erste
deutsche Zeitung heraus; sie erschien wöchentlich einmal.
Deutsch, wahr und volkstümlich blieb das Kirchenlied, das in Paul Das Kirchenlied.
Gerhard den größten Meister fand, zum Teil auch die Musik.
§ 55. Grandenöurgpreufzische Geschichte bis zum Jahre 1648.
A. Die Mark Brandenburg.
I. Die Askanier (1134-1320).
1. Die Zeit vor den Askaniern. Die eine der beiden Wurzeln
des späteren Baumes des brandenbnrg-prenßischen Staates war die Alt-
mark und die Mark Brandenburg. Jene ist, soweit es geschichtliche
Kunde giebt, stets von Germanen bewohnt gewesen; diese aber war in Auszug der
den Zeiten der großen Völkerwanderung samt allem Land östlich von Z^de^großen
Plöner See, Elbe, Saale, Rednitz, Böhmer Wald und Euus von nach- Völker-
rückenden Slawen eingenommen worden. Die nördlichen Stämme der- toanberun3-
selben wurden unter dem Namen Wenden zusammengefaßt. In dem Die Wenden.
Gebiete der Mark Brandenburg saßen die Heveller (Havelleute),
Ukraner (in der Uckermark), Redarier (zwischen Peene und Dosse)
und Lusitzer. Der erste deutsche König, der in thatkrästiger Weise die
Rückeroberung der ostelbischeu Länder in Angriff nahm, war Heinrich I.1) Beginn der
Derselbe gründete hier die Nordmark, die sein Sohn Otto der Große Ruckeroberung,
bis zur Oder ausdehnte. Aber die in diesen Landen ansetzenden Keime
des Christentums und die deutsche Herrschaft wurden durch den großen
Wendenaufstand vom Jahre 983 fast gänzlich vernichtet.
2. Albrecht der Bär von Ballenstiidt. Erst in den Tagen Kaiser
Lothars des Sachsen hob das Werk der Schöpfung eines Neudeutsch-
lauds auf dem Wendenboden von neuem an.
Damals war der größte Teil von Brandenburg mit dichten Wäldern Zustand der
bedeckt, in denen sich Wildschweine, Hirsche und viel kleines Jagdwild tummelten,
auch Büffel und selbst Bären traf man an. In vielen Dörfern, die von n. Jahrhundert.
Ringwällen umgeben waren, und auf Pfahlbauten, die in unmittelbarer
Nähe des Wassers standen, wohnten die Wenden; auch Städte, die sich aber
sehr von denen der Deutschen unterschieden, gab es schon. Jeder Gau hatte
einen Tempel, der sich entweder in einer Ortschaft oder in einer Feste erhob.
1) S. Zurbonsen, Quellenbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
Berlin, 1889. S. ls.
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