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4. So ein Holz, das Stürme sehaukeln,
taugt vor allem gut dazu;
Trũume werden es umgaukeln,
wiegen ein in sühe Ruh'.
5. Und mein Stamm, der felt und stille
in die PErde bobret lich,
gibt die Bretter zu der Hulle
n dem kühlen Grab für dich.
6. Drum im LHerzen still bewahre,
was du halt an mir geleh'n!
denke, dabh oft Wieg' und Bahre
nahbe bei einander steb'n!““
N. Müller.
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Der Wanderer
1. Dort unten in der Mühle
saß ich in süßer Ruh
und sah dem Räderspiele
und sah den Wassern zu.
2. Sah zu der blanken Säge, —
es war mir wie ein Traum, —
die bahnte lange Wege
in einen Tannenbaum.
3. Die Tanne war wie lebend;
in Trauermelodie,
durch alle Fasern bebend,
sang diese Worte sie:
in der Sägemühle.
4. „Du kehrst zur rechten Stunde,
o Wanderer, hier ein;
du bist's, für den die Wunde
mir dringt ins Herz hinein!
5. Du bisls, für den wird werden,
wenn kurz gewandert du,
dies Holz im Schoß der Erden
ein Schrein zur langen Ruh.“
6. Vier Bretter sah ich fallen;
mir ward's ums Herze schwer,
ein Wörtlein woll ich lallen,
da ging das Rad nicht mehr.
J. A. Kerner.
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v
Wiege und Sarg.
Ruhestäkten gibt es gar viele im Leben, — und wer kennt
unter ihnen nicht die wichtigsten? — Die eine steht an der
Eingangsschwelle des Lebens, die Andere an der Ausgangsschwelle
desselben. Verschieden, sehr verschieden, ja völlig entgegengesetzt
scheinen sie in ihrem Zwecke zu sein, und doch sind beide einander
nahe verwandt.
Alus Brettern ist die Wiege gezimmert — und so auch der
Sarg. Im Walde stand einst ein Baum, von welchem die Bretter
genommen wurden. Frisch und grün streckte er seine Zweige aus,
Und schon damals ruhte der müde Wanderer unter ihm. Endlich