Full text: Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes (Bd. 1, Abt. 1)

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die Späße der Fahrenden. Klerikern war untersagt, ihren Possen 
beizuwohnen, was freilich nicht hinderte, daß Bischöfe, Äbte und 
Äbtissinnen neben Hundemeuten, Habichten und Falken auch ihre 
Gaukler hielten (s. II. Abt. S. 287 Sz. 109). In Wirtshäusern 
frönten Kleriker wie Laien dem häßlichen Nationallaster der Zechsucht, 
wobei es denn nicht selten zu Zank und Streit und zu anstößigen 
Jagd. Morten kommen mochte. — Besonders eifrig lagen die Franken 
der Jagd ob. Sie war ein Kampf und setzte Leben gegen Leben. 
Selbst der mönchisch gesinnte Ludwig d. F. kannte keine größere 
Lust, als der Jagd und des Fischfanges zu pflegen. Und den 
vornehmen Klerikern mußte immer wieder untersagt werden, sich 
diesem weltlichen Vergnügen hinzugeben. Windspiele und große 
Bluthunde, Falken, Habichte und Sperber begleiteten die Jäger in 
den wildreichen Brühl. — Wie die Vornehmen auch sonst königliche 
Vorrechte sich anmaßten, so griffen sie begehrlich nach dem Besitze 
des Waldes, der einst dem Volke gehörte. Das Volk konnte 
damals wie später das Recht dieses Raubes nicht einsehen. Ihm 
galt das Wild nicht als Alleinbesitz des Königs und der Vor- 
$>as Reifen. nehmen. — Man reiste gewöhnlich zu Pferde. Kranke und Schwache 
fuhren, wenn es irgend anging, auf Schiffen. Auch sonst benutzte 
man zu größerer Bequemlichkeit die Wasserstraßen. Wer sich auf 
die Fahrt machte, rüstete sich wohl mit einem Zelte aus. Da es 
an öffentlichen Gasthäusern mangelte, so waren die Reisenden auf 
die Gastfreundschaft angewiesen. Wie sehr aber die altdeutsche 
Tugend der Gastlichkeit abgenommen, dafür zeugt, daß der König 
immer wieder befehlen mußte, wenigstens den zur Pfalz Ziehenden 
Unterkunft zu gewähren. — Wer Briefe zu entsenden hatte, der 
mußte einen eigenen Boten schicken oder die Gefälligkeit eines 
Freundes in Anspruch nehmen, der etwa die Weiterbeförderung 
des Schreibens durch einen seiner Diener besorgen konnte. — 
Die Juden. Die Juden waren vorwiegend Händler. Ununterbrochen 
blieben sie mit dem Morgenlande in Verbindung. Von dort 
führten sie kostbare Waren ein. Karl d. G. betraute einen viel¬ 
gereisten Israeliten mit dem ehrenvollen Austrage, eine Gesandt¬ 
schaft an den Chalifen Harun al Raschid zu geleiten. Mochte 
auch der große Kaiser einzelne Israeliten wohlwollend behandeln, 
die Gesetzgebung war hart und beschränkte die Juden auch in der 
Beschäftigung, die ihnen fast allein übrig blieb. —
	        
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