Nantes aufgeschlagen war, und erregt durch seinen Aufzug allgemeines
Aufsehen, so daß eine Fürstin, die noch niemals gelacht, durch ihn
zum ersten Auflachen bewogen wird. Eben solches Aufsehen aber er—
regte seine, wenn schon noch rauhe und ungefüge Tapferkeit. Erst
später gelangt er zu einem alten Ritter, der ihn edle Rittersitte und
lee s n üben lehrt: die Naivetät Parzivals und die treff—
lich gehaltenen Lehren des allen Gurnamanz gehoͤren mit zu den an—
sprechendsten Stellen des Gedichtes.
Die erste That, welche er nunmehr ausführt, ist der Schutz einer
von übermütigen Freiern bedrängten und in ihrer Residenz belagerten
Königin Konduiramur; er rettet sie, und sie wird seine Gemahlin.
Doch nicht gar lange weilt er bei ihr; die Heimatsehnsucht und der
Wandertrieb erwachen von neuem in ihm, und er zieht aus, nach
seiner Mutter zu sehen, von deren Tod nichts erfahren hat.
Auf dieser Fahrt gelangt Parzival nach schnellem, ziellosem
Ritte abends zu einem See, wo er Fischer nach der Herberge fragt.
Der eine von diesen, reich gekleidet aber traurig, weist ihn zu einer
nahen Burg, der einzigen, die er weit und breit finden werde; dort
wolle er selbst den Wirt machen. Parzival kommt an dem Burgthore
an und wird, da er von dem traurigen Fischer gesendet ist, eingelassen.
In der Burg angekommen, öffnet sich vor Parzivals erstaunten Augen
die blendendsle Pracht und eine niegesehene Herrlichkeit: in einem weien
Saale mit hundert Kronleuchtern sitzen auf hundert kostbaren Ruhe—
betten vierhundert Ritter ; Aloeholz brennt auf drei marmornen Feuer—
stätten in hellen, wohlriechenden Flammen. Eine stahlblanke Thüͤre
öffnet sich, ünd vier Fürstinnen, in dunklen Scharlach gekleidet, treten
ein mit goldnen Leuchtern; ihnen folgen acht edle Jungfrauen in
grünem Samt, die eine durchsichtige, funkelnde Tischplatte von edlem
Granatstein tragen; sechs andere in glänzendem Seidengewand tragen
silberne Geräte, und noch sechs geleiten die Schönste der Schönen,
die jungfräuliche Herrin, Repanse de joie, in den Saal. Diese
trägt ein Gefäß von wunderbar funkelndem Stein, welches sie vor
dem König niedersetzt, worauf sie sich dann in den Kreis ihrer edlen
Jungfrauen zurückzieht. Aber inmillen dieser Herrlichkeit wohnt das
tiefe Leid: in Pelzwerk gehüllt sitzt traurig und an schweren Wunden
siech der König auf seinem Ruhebette, und als eine bluttriefende Lanze
von einem Knappen durch den Saal getragen wird, bricht allgemeines
Wehklagen aus. Parzival siht neben den König und sieht durch die
geöffnete Thür auf einem Spannbette einen schneeweißen Greis im
Nebenzimmer ruhen: er ist in der Burg des Grals angekommen,
aber er weiß nicht, fragt auch nicht, daß er an der Stätte des höchsten
Heils und des tiefsten Leids, welches er allein wenden kann, verweilt;
er sieht nicht und fragt auch nicht, daß der Gral vor ihm steht, daß
der schneeweiße Greis im Nebenzimmer sein eigener Urgroßvater, der
alte Gralkönig Titurel, daß der sieche König sein Oheim, Anfortas,
und die jungfräuliche Königin seiner Mutter Schwesier ist er fragt
nicht, obgleich der König ihn mit einem Schwert beschenkt und dabei