Das Thierreich.
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Sie gehören zu den schönsten Vögeln und zeichnen sich vorzüglich durch
den fächerartigen langen Schweif und zwei weit über denselben hervor¬
ragende Spiegelsedern aus.
Der Kukuk hat Aehnlichkeit mit dem Sperber, und daher
schreibt sich die Meinung her, daß er sich nach einigen Jahren in
einen Raubvogel verwandle. Er lebt in Laub- und Nadelwäldern,
zieht schon im August ab; zu Ende April verkündet er wieder durch
seinen lauten Ruf die Wiederkunft. Insekten, vor allen die rauhen
Bärenraupen, sind seine Nahrung. Er baut kein Nest, sondern legt
sein Ei in das eines kleinen Vogels, der es ausbrütet und das Junge
großzieht.
äingvrgel. Sie sind meist klein, haben kurze dünne Füße,
runde, scharf zugespitzte Schnäbel und können eine Reihenfolge von
pfeifenden oder zwitschernden Tönen hervorbringen. Gemeiniglich sin¬
gen nur die Männchen, selten und weniger kräftig die Weibchen. Der
Gesang des Vogels ist ein Zeichen seines Frohsinns; die Zeit des
Gesanges ist besonders der Frühling, vor und während des Brütens.
Hat das Weibchen einen paffenden Platz zum Neste gefunden, so setzt
sich das Männchen aus einen Zweig in der Nähe nieder und läßt von
dort herab seine liebliche Stimme erschallen. Merkwürdig bleibt es,
daß alle Vögel, die nicht den größten Theil des Jahres ununterbrochen
sortsingen, wie es wohl die Rothkehlchen, Zaunkönige, Zeisige und
Stieglitze zu thun pflegen, ihren Gesang nach dem Mausern wieder
aufs Neue einüben müssen. Vögel, welche jung aufgezogen werden
und nur den Gesang von Vögeln anderer Art hören, gelangen nicht
von selbst zu dem Gesänge, den ihre in der Freiheit lebenden Brüder
haben; vielmehr ist ihr Gesang eine Nachahmung und ein Gemisch
des Gesanges anderer Vögel, in deren Nähe sie aufgezogen waren. —
Mehrere Vögel singen noch des Abends, aber viele am schönsten und
anhaltendsten des Morgens. Alle Kehlen wetteifern dann mit einan¬
der. Der goldgelbe Pirol gibt zuerst seine Orgeltöne an. Kauiu zeigt
sich die erste Spur der Morgendämmerung, so stimmt der Fliegenfän¬
ger sein Lied an; bald fällt die Königin der Sänger, die Nachtigall,
mit ihren Zaubertönen ein, darauf die Amsel und die Drossel. Ist
Feld in der Nähe, so hört man jetzt die Lerche schwirren und wirbeln.
Wenn es endlich Heller geworden ist, so mischen alle übrigen Sänger,
Grasmücken, Finken u. s. w., ihre Lieder so durcheinander, daß man
kaum noch eins von dem andern zu unterscheiden vermag. So wie
sich die Sonne am Himmelsrande zeigt, verstummen schon die, welche
zuerst sangen, und schicken sich an, ihr Frühstück aufzusuchen, wäh¬
rend die, welche später anfingen, noch eine Zeit lang fortfahren. Bald
hört eins nach dem andern auf und sieht sich nach Speise um. Ist das
Bedürfniß befriedigt, so singen sie zwar wieder, aber nicht so anhal¬
tend und kräftig wie vorher. Um die Mittagstunden vernimmt man