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Hernach wollte es eine Kirsche vom Bäumchen brechen, aber
die andern wollten nicht helfen, weil es so hochmütig war,
und es mußte die Kirsche hängen lassen. Darauf wollte es
ein Strümpfchen stricken; allein die andern wollten nicht helfen,
und es konnte nicht stricken und mußte die Stricknadeln fallen
lassen. Da sah es, daß es nichts machen konnte ohne die
andern, und es tat ihm leid, daß es so hochmütig gegen
seine Geschwister gewesen war. Und es weinte laut und bat
sie um Verzeihung.
Als sie das sahen, da wurden sie ihm wieder gut, halfen
ihm wieder und wurden niemals wieder uneinig.
Curtman.
3. Was ich habe.
Zwei Augen hab' ich, klar und hell,
die drehn sich nach allen Seiten schnell,
die sehn alle Blümchen, Baum und Strauch
und den hohen, blauen Himmel auch.
Die setzte der liebe Gott mir ein,
und was ich kann sehen, ist alles sein.
Ein Herz, ein Herz hab' ich in der Brust,
so klein, und klopft doch so voller Lust,
und liebt doch den Vater, die Mutter so sehr.
Und wißt ihr, wo ich das Herz hab' her?
Das hat mir der liebe Gott gegeben,
das Herz und die Liebe und auch das Leben. Sey.
4. Der Mensch und Gott.
Meinen Vater und meine Mutter habe ich sehr lieb.
Sie lieben auch mich. Sie geben mir alle Tage zu essen
und zu trinken. Sie machen mir viel Freuden. Ich habe
aber auch einen Vater im Himmel. Das ist der liebe Gott.
Er liebt mich und alle Menschen. Er läßt am Morgen die
Sonne aufgehen, daß es Tag wird. Am Abend läßt er den
Mond und die Sterne scheinen. Er sorgt für die Menschen
und für die Tiere. Im Sommer schmückt er die Wiesen
und Gärten mit schönen Blumen. Er schickt Regen und
Sonnenschein, Wärme und Kälte. Wenn ich in der Nacht
schlafe, so wacht er über mir. Er schläft und schlummert
nicht. Ein frommes Kind betet zu ihm.