Ludwig UHIand.
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2. Die Kunst zu lernen, war ich nie zu träge,
Drum hab' ich neue Bahnen aufgeschlossen,
In Reim und Rhythmus meinen Geist ergossen,
Die dauernd find, wofern ich recht erwäge.
3. Gesänge formt' ich aus verschiednen Stoffen,
Lustspiele sind und Märchen mir gelungen
In einem Stil, den keiner übertroffen,
4. Der ich der Ode zweiten Preis errungen
Und im Sonett des Lebens Schmerz und Hoffen
Und diesen Vers für meine Gruft gesungen.
Ludwig Llhland,
geboren 1787 zu Tübingen, Rechtsanwalt in Stuttgart, erhielt 1830 die Professur
der deutschen Sprache und Literatur in Tübingen, die er schon 1833 wieder niederlegte.
1848 war er Mitglied der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt a. M. Er starb
1862 in Tübingen. (Vgl. Neuland, Teil II, S. 71: Der weihe Hirsch; Teil II, S. 86:
Einkehr; Teil III, S. 7: Schäfers Sonntagslied; Teil III, S. 19: Zimmerspruch;
Teil III, S. 36: Siegfrieds Schwert; Teil III, S.41: Schwäbische Kunde; Teil III,
S. 45: Der gute Kamerad; Teil IV, S. 13: Die Kapelle; Teil IV, S. 17: Die Rache;
Teil IV, S. 36: Der blinde König; Teil IV, S.40: Klein Roland; Teil VI, S. 23:
Frühlingsglaube; Teil VI, S.43: König Karls Meerfahrt; Teil VI, S.63: Bertrande
Born; Teil VI, S. 64: Tells Tod; Teil VI, S. 66: Das Singental; Teil VI. S. 73:
Münstersage.)
190. Abreise.
1. So hab' ich nun die Stadt verlassen,
Wo ich gelebet lange Zeit!
Ich ziehe rüstig meiner Straßen,
Es gibt mir niemand das Geleit.
2. Man hat mir nicht den Rock zerrissen,
(Es wär' auch schade für das Kleid),
Roch in die Wange mich gebissen
Vor übergroßem Herzeleid.
3. Auch keinem hat's den Schlaf vertrieben,
Daß ich am Morgen weiter geh'.
Sie konnten's halten nach Belieben,
Von einer aber tut mir's weh.