Full text: Klasse 3 - 1 (Teil 10, [Schülerband])

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VII. Die Romantiker. 
4. Ihr Völker! die ihr viel gelitten, 
Vergaßt auch ihr den schwülen Tag? 
Das Herrlichste, was ihr erstritten, 
Wie kommt's, daß es nicht frommen mag? 
Zermalmt habt ihr die fremden Horden, 
Doch innen hat sich nichts gehellt, 
Und Freie seid ihr nicht geworden, 
Wenn ihr das Recht nicht festgestellt. 
5. Ihr Weisen! muß man euch berichten, 
Die ihr doch alles wissen wollt, 
Wie die Einfältigen und Schlichten 
Für klares Recht ihr Blut gezollt? 
Meint ihr, daß in den heißen Gluten 
Die Zeit, ein Phönir, sich erneut, 
Rur um die Eier auszubruten, 
Die ihr geschäftig unterstreut? 
6. Ihr Fürstenrät' und Hofmarschälle 
Mit trübem Stern auf kalter Brust, 
Die ihr vom Kampf um Leipzigs Wälle 
Wohl gar bis heute nichts gewußt, 
Vernehmt! an diesem heut'gen Tage 
Hielt Gott der Herr ein groß Gericht. 
Ihr aber hört nicht, was ich sage, 
Ihr glaubt an Geisterstimmen nicht. 
7. Was ich gesollt, hab' ich gesungen, 
Und wieder schwing' ich mich empor; 
Was meinem Blick sich aufgedrungen, 
Verkünd' ich dort dem sel'gen Chor: 
Richt rühmen kann ich, nicht verdammen, 
Untröstlich ist's noch allerwärts; 
Doch sah ich manches Auge flammen, 
Und klopfen hört' ich manches Herz." 
199. Der König auf dem Turme. 
1. Da liegen sie alle, die grauen Höh'n, 
Die dunkeln Täler in milder Ruh'; 
Der Schlummer waltet, die Lüfte weh'n 
Keinen Laut der Klage mir zu. 
2. Für alle hab' ich gesorgt und gestrebt, 
Mit Sorgen trank ich den funkelnden Wein; 
Die Nacht ist gekommen, der Himmel belebt, 
Meine Seele will ich erfreu'n.
	        
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