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48. Fischlein.
Wilhelm Hey.
„Fischlein, Fischlein, du armer Wicht!
Schnappe nur ja nach der Angel nicht!
Geht dir so schnell zum Halse hinein,
reißt dich blutig und macht dir Pein.
Siehst du nicht sitzen den Knaben dort?
Fischlein, geschwinde schwimme fort!“
Fischlein mocht' es wol besser wissen,
sahe nur nach dem fetten Bissen,
meinte, der Knabe mit seiner Schnur
wäre hier so zum Scherze nur.
Da schwamm es herbei, da schnappt' es zu.
„Nun zappelst du, armes Fischlein du!“
—— —
49. Vom Spinnlein und Mücklein
ein trauriges Stücklein.
Friedrich Güll.
1. Die Spinne hat gesponnen
den Silberfaden, zart und fein.
Du Mücklein in der Sonnen,
nimm wol in acht die Flügelein!
2. Die Spinne hat gewebet
ihr seidnes Netz mit kluger Hand;
wer weiß, wie lang' noch lebet
fein Mücklein, das die Flügel spannt!
3. Fein Mücklein, — horcht! — wie denkt es?
„Durchs Netz zu fliegen ist ein Spiel.“ —
Frau Spinne aber fängt es
und speist es auf mit Stumpf und Stiel.