Full text: Theil 1, [Schülerband] (Theil 1, [Schülerband])

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Da mußte das Geißlein nach Hause laufen und Schere, 
Nadel und Zwirn holen. Dann schnitt sie dem Ungethüm 
den Wanst auf, und kaum hatte sie einen Schnitt gethan, 
so streckte schon ein Geißlein den Kopf heraus, und als sie 
weiter schnitt, so sprangen nach einander alle sechse heraus 
und waren noch alle am Leben und hatten nicht einmal 
Schaden gelitten, denn das Ungethüm hatte sie in der Gier 
ganz hinunter geschluckt. Das war eine Freude! Da herzten 
sie ihre liebe Mutter und hüpften wie ein Schneider, der 
Hochzeit hält. Die Alte aber sagte: „Jetzt geht und sucht 
Wasersteine, damit wollen wir dem gottlosen Thier den Bauch 
füllen, so lange es noch im Schlafe liegt.“ Da schleppten 
die sieben Geißerchen in aller Eile die Steine herbei und 
steckten sie ihm in den Bauch, so viel sie hineinbringen konnten. 
Dann nähte ihn die Alte in aller Gischwindigkeit wieder zu, 
daß er nichts merkte und sich nicht einmal regte. Als der 
Wolf endlich ausgeschlafen hatte, machte er sich auf die Beine, 
und weil ihm die Steine im Magen so großen Durst erregten, 
so wollte er zu einem Brunnen gehn und trinken. Als er 
aber anfing zu gehn und sich hin und her zu bewegen, so 
stießen die Steine in seinem Bauch an einander und 
rappelten. Da rief er: 
„Was rumpelt und pumpelt 
in meinem Bauch herum? 
Ich meinte, es wären sechs Geißlein, 
so sind's lauter Wackerstein'.“ 
Und als er an den Brunnen kam und sich über das 
Wasser bückte und trinken wollte, da zogen ihn die schweren 
Steine hinein, und er mußte jämmerlich ersaufen. Als die 
sieben Geißlein das sahen, da kamen sie herbeigelaufen und 
riefen laut: „Der Wolf ist todt! Der Wolf ist todt!“ und 
tanzten mit ihrer Mutter vor Freude um den Brunnen 
herum.
	        
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