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Wer het di au die Sache g'lehrt?
Denk wol, der, tücmiä1) alli nehrt,
Mit milde Händen alle git.
Bis^) zufrieden! Er vergißt di nit.
Do chunnt e Fliege, nei, wie dumm!
Sie rennt em schier gar 's Hüsli um.
Sie schreit und winslet weh und ach!
Du arme Chetzer hesch di Sach!
Hesch keim Auge bi der g'ha?
Was göhn di üsi Sachen a?
Lueg, 's Spinnli merkt's enanderno^),
Es zuckt und springt und het sie scho.
Es denkt: „I ha viel Arbet g'ha,
Jez mueß i au ne Brotis4) ha."
I sag's jo: Der wo alle git,
Wenn's Zit isch, er vergißt di nit.
Johann Peter Hebel.
45. Morgenwanderung.
Wer recht in Freuden wandern will,
Der geh der Sonn' entgegen;
Da ist der Wald so kirchenstill,
Kein Lüftchen mag sich regen;
Noch sind nicht die Lerchen wach,
Nur im hohen Gras der Bach
Singt leise den Morgensegen.
Die ganze Welt ist wie ein Buch,
Darin uns aufgeschrieben
In bunte:: Zeilen manch ein Spruch,
Wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern
Und der helle Morgenstern
Sind Zeugen von seinem Lieben.
i) welcher uns. 2) bis — sei! 3) sogleich. 4) Gebratenes.