Full text: [Band 3, [Schülerband]] (Band 3, [Schülerband])

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der toten Last. Der Mond war herausgetreten und warf sein 
sanftes Licht durch die Stämme und es war, als ob auf den Strahlen 
des Mondes die Töne eines herzergreifenden Liedes getragen 
würden. Ganz nahe blies ein Posthorn die Weise des Liedes: 
„Denkst du daran?" Der Widerhall in Tal und Feld gab es zurück 
und es war, als ob die Berge und die Bäume sängen: „Denkst du 
daran?" Dem Tragenden war's, wie wenn die Leiche auf seinem 
Rücken lebendig würde und ihn erwürge. Schnell warf er die 
Last ab und sprang davon, immer weiter und weiter. 
Endlich am Strome blieb er stehen und lauschte hin; alles 
war still; nur die Wellen flössen schnell dahin, als eilten sie fort von 
dem Mörder. Dieser ärgerte sich jetzt, daß er die Spuren seiner 
Tat nicht vertilgt hatte und sich von sonderbarer Furcht fort¬ 
treiben ließ. Er eilte nun zurück, wandelte hin und her, bergauf 
und bergab, der Schweiß rann ihm von der Stirn; es war ihm, 
als ob er Blei in allen Gliedern hätte. Mancher Nachtvogel fuhr 
flatternd auf, wenn er so durchs Dickicht drang; aber nirgends fand 
er das Gesuchte. Er hielt an um sich zurechtzufinden, um sich 
die Gegend genau zu vergegenwärtigen; aber kaum, daß er drei 
Schritte gegangen, war er in der Irre. Alles flimmerte vor seinen 
Augen und es war ihm, wie wenn die Bäume auf und nieder 
wandelten und ihm den Weg verstellten. Der Morgen brach end¬ 
lich an, die Vögel schwangen sich auf und sangen ihre hellen Lieder, 
vom Tale und aus den Bergen hörte man Peitschenknallen. Der 
Mörder machte sich eiligst davon. — 
Die Leiche wurde gefunden und nach dem Dorf gebracht, in 
dessen Gemarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der ent¬ 
seelte Körper Spuren eines Schlages wie von einem scharfen 
Steine. Kein Wanderbuch, kein Kennzeichen war zu finden, aus 
dem man die Herkunft des Entseelten ersehen konnte. Auf dem 
Kirchhofe, der neben der Kirche hoch oben auf dem Hügel liegt, 
an dessen Fuße die in Felsen gehauene Landstraße vorüberzieht, 
sollte nun andern Tages der tote Fremde begraben werden. Eine 
unzählige Menge Menschen folgte dem Zuge. Sie waren aus 
allen benachbarten Dörfern gekommen, jeder wollte seine Unschuld, 
seine Trauer und seine Teilnahme bekunden. Still, ohne laute 
Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen, bewegte sich der Zug 
den Berg hinan. 
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