Stelle in seinen Entwürfen und Beschlüssen einnehmen." — „Sie
sagen mir da nichts, was mich in Erstaunen setzen könnte," unterbrach
ihn Napoleon; „Sie bestätigen mich nur in meiner Überzeugung, daß
ich mich verrechnet, daß ich einen unverbesserlichen Fehler begangen
habe. Indem ich eine Erzherzogin von Österreich heiratete, wollte ich
das Neue mit dem Alten verquicken, die gotischen Vorurteile mit den
Einrichtungen meines Jahrhunderts; ich habe mich getäuscht, und ich
fühle heute die ganze Größe meines Irrtums. Er kann mich meinen
Thron kosten, aber ich werde die Welt in seinen Trümmern begraben!"
Es war spät Abend geworden, die Sprechenden sahen ihre Ge¬
sichtszüge nur mehr in verschwommenen Umrissen. Niemand hatte sie
während der mehr als achtstündigen Unterredung gestört. Napoleon
war wieder ruhig geworden, als er Metternich zur Türe begleitete.
„Wollen Sie wissen, wie es kommen wird?" sagte er, indem er ihm
vertraulich auf die Schulter klopfte, „Sie werden keinen Krieg mit
mir anfangen!" — „Sire," rief Metternich mit Lebhaftigkeit, „Sie
sind verloren! Ich hatte die Ahnung davon, da ich kam; ich nehme
die Überzeugung davon mit mir, indem ich von Ihnen scheide!" . . .
Im Vorsaal befanden sich fast noch alle die Personen, die
Metternich bei seiner Ankunft gesehen hatte, und wieder war es
Berthier, der auf ihn zuschritt und ihm das Geleite bis zum Wagen
gab. „Sind Sie mit dem Kaiser zufrieden?" flüsterte er Ihm zu,
damit es kein anderer höre. „Vollkommen," erwiderte Metternich,
„denn er hat mich klar sehen lassen; ich betrachte ihn als einen ver¬
lorenen Mann!"
165. Preußen und sein Heer im Jahre 1814.
Von Joseph von Görres.
r“' 8 war ein Schauspiel, desgleichen die neuere Geschichte nicht
gesehen, als Preußen endlich, das Unerträgliche von sich werfend,
auf einmal alle die Kraft wiederfand, die versiegt schien im Sande
seiner Marken, und aufstand aus dem Holm und Spott wie der starke
Mann, nachdem das Haar wieder nachgewachsen, um das ihn Hinter¬
list und Tücke einst gebracht. Wie aus tiefem Schlafe und bösem
Traume erwachte auf einmal zusammenfahrend die Nation, und wie
sie um sich blickte und die Wirtschaft walirgenommen, die das wütige
Heer, das mit seinem gellenden Hallo verwüstend durch Wald und
Burg und über alle Straßen zog, angerichtet: da griff sie zornig nach
dem Schwerte, das unter ihrem Haupte lag, und wie vom Windessturm
Verblasen, fuhren die übermütigen Fremdlinge dahin, und keiner
blieb über von einer Grenze zu der andern. Vorn giftigen Heerrauch,
durch den die Sonne über ganz Deutschland so viele Jahre blutrot