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schien, war auf einmal der Himmel weit umher gereinigt und frei
wieder die Aussicht in den Äther. Herrlicher ist auf Erden nichts,
als wenn ein ganzes Volk in dieser Weise in der Blüte mutiger
Begeisterung steht und in eines jeden Herzen eine Flamme brennt,
die durchscheinend alles Körperhafte im Menschen, der sonst nur
Staub und Asche ist und Sinnentrieb, ihn mit dem Schimmer einer
höheren Natur umleuchtet. Schöner ist kein Zorn als die Entrüstung
einer edlen, mißhandelten Nation, die nach kurzem Selbstvergessen
endlich ihre Würde wiederfindet und nun auf einmal den höhnenden
Feind, der eben noch unter die Füße sie getreten, mit dem bloßen
Schrecken ihres Namens schlägt. Solches ist ein Zeichen, daß Gott
mit ihr ist, denn er ist immer bei dem Rechte, und von ihm kommt
die Begeisterung, die Satanas mit aller seiner Pracht den Seinigen
zu geben nicht vermag, weil er selber sie mit seinem Lichte beim
Sündenfall verloren.
Es kam dem Wehrstand zu, der erste die Lärmstange zu diesem
großen Aufstand anzuzünden. Her General York durchschritt zuerst
den Zauberkreis, in den man durch Schwarzkunst die Kraft der
Nation hineingebannt. Der Fluch aller Kreaturen des herrschenden
Systems durch ganz Frankreich ist ihm dafür geworden; aber diese
Flüche dringen nicht zum Himmel, nur der \ ater der Lüge hat sie
gehört. 'Auf ihm und Kleist und allen seinen Waffengefährten aber
ruht der Segen Deutschlands, daß sie die ersten abgesagt dem bösen
Feinde und seine Tücke zuschanden gebracht. Die Nation, die nun
einen Kern gefunden, an den sie sich anlegen konnte, gab willig
ihre Kraft zum Werke; es folgte der Aufruf des Königs von Breslau
aus, und nun war der letzte Damm geöffnet, der die Begeisterung
in ihren Ufern hielt. Durch alle Stände ging der Wetteifer; selbst
jene, die sonst in friedlicher Bestimmung den Krieg zu scheuen
pflegen, drängten sich in freudiger Entsagung dem Dienste zu. Y or
allem die mutige Jugend, frohlockend vernahm sie den Ruf des
Vaterlandes; die Zukunft, die lange in ihrem harrenden Herzen
schon gestanden, war zur Gegenwart ihr jetzt geworden, und der
lange verhaltene Ungestüm mochte sich frei ergießen. Längst schon
waren alle Geister vorbereitet, in öffentlicher und persönlicher Mit¬
teilung waren allen die Verhältnisse klar geworden; es konnte kein
Schwanken, keine Halbheit mehr bestehen; die große Not ließ der
feigen Nachgiebigkeit keinen Hinterhalt, und so entstand die Be¬
wegung und. das herrliche Leben, in dem mit einem Male alle ver¬
borgenen Kräfte federten, und eine Tätigkeit sondergleichen mitten
in der schlaffen trägen Zeit erschien. Als ob ein anderer Geist von
oben herab sich auf der Nation niedergelassen hätte, so sprachen alle
Zungen eine andere Sprache, die Geister dachten andere Gedanken,