Full text: Von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 5 für Oberprima)

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Das Zeitalter der französischen Revolution und Napoleons I. 
ernannt, Lafayette trat als Kommandant an die Spitze der aus 
den besitzenden Bürgern neu gebildeten Nationalgarde. Paris war 
in den Händen der Partei des Volkes, und der König mußte, auf die 
Unterstützung der Nationalversammlung angewiesen, Necker zurück¬ 
rufen. 
Die Nationalversammlung, welche nach dieser neuen Niederlage 
des Königtums wesentlich an Macht gewonnen hatte, beriet während 
dieser Vorgänge zu Paris in Versaüles über die neue Verfassung und 
stellte zunächst auf Lafayettes Vorschlag nach dem Vorbild der 
Menschen- Amerikaner die Menschenrechte fest. In der bewegten Nachtsitzung 
recbte des 4-/5. August erklärte sie das Feudalsystem für abgeschafft. Dann 
verhandelte man weiter über das königliche Vetorecht, die Frage des 
Ein- oder Zweikammersystems und die Trennung der legislativen und 
exekutiven Gewalt. Inzwischen war bei dem Versagen der alten 
Verwaltung und der beginnenden Auswanderung der Vornehmen 
die Aufregung und Unordnung in ganz Frankreich immer größer 
geworden. Die Bauern erhoben sich vielfach gegen die Herren, 
brannten deren Schlösser nieder und hörten auf, irgendwelche Ab¬ 
gaben zu zahlen. In Paris trat bald infolge der Unruhen und. gleich¬ 
zeitiger Mißernten empfindlicher Mangel an Lebensmitteln ein. Die 
Unzufriedenheit wuchs, weil der König zögerte, die Menschenrechte 
Zug nach zu bestätigen. Um ihn dazu zu zwingen, zog am 5. Oktober 1789 
Versailles ^ ^oße Menschenmenge (Markthallenweiber) nach Versailles. 
Unter dem Drucke der Demonstration bestätigte der König die 
Beschlüsse der Nationalversammlung und versprach, als er trotz¬ 
dem persönlich bedroht wurde, nach Paris zu gehen. Am nächsten 
Tage siedelte wirklich der Hof in die Hauptstadt über; die National¬ 
versammlung folgte ihm. Beide stellten sich damit unter den 
Einfluß der Pariser Revolutionspartei, die, in den Klubs und später in 
den Sektionen vortrefflich organisiert, das entscheidende Wort sprach. 
In Paris stimmte der König, wenn auch widerwillig, den Gesetzen 
der Nationalversammlung zu, die seine Macht immer mehr be¬ 
schränkten. Noch aber war eine große Partei, auch Mirabeau, bereit, 
ein starkes, wenn auch durch die Verfassung beschränktes Königtum 
zu schaffen. Aber weder der König noch die Königin wollten im 
Grunde irgendwelche Beschränkung der Monarchie. Die Revolutions¬ 
partei bekämpfte ein starkes Königtum. Nach Mirabeaus Tode 
(21. April 1791) schwand jede Hoffnung auf eine Wiederaufrichtung 
der königlichen Macht in auch nur annähernd dem alten Umfange. 
Flucht des Daher floh die königliche Familie von Paris (21. Juni), um die Hilfe 
Königs Auslandes anzurufen. Aber nicht weit von der Grenze, in Va- 
rennes, wurde sie aufgehalten und dann nach Paris zurückgeführt. 
Schon vorher war der König bis zur Anerkennung der Verfassung 
I 1 I suspendiert worden. Diese wurde dann von der National¬ 
verfassung I 17U1 I Versammlung fertiggestellt und am 13* September vom
	        
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