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Hunger zu stillen." Er führte Feuer mit sich nack der Sitte der Fischer,
uud schnell lohten helle Flammen auf, an denen der Fisch zum Mahle
bereitet ward. Beim ärmlichen Mahle saß die Königin, von der Magd
und dein Fischer bedient. Kurze Zeit darauf kehrte der treue Priester
vom Bischof Adelhard zurück und brachte die frohe Knnde, es nahe zu
Adelheids Schutz eine gewassnete Schar, die Königin sei gerettet. Die
Ritter kamen, empfingen sie jubelnd, Bischof Adelhard selbst zog ihr
entgegen und führte sie erst nach Reggio, dann nach Canossa, einer festen
Burg unweit Reggio, die Atto, ein tapferer Vasall des Bischofs, zu
Lehen hatte. Froh zog Adelheid in diese Mauern ein, denen einst ein
deutscher König mit ganz anderen Gefühlen sich nahen sollte.
Nach Canossa sandte Otto, sobald er in Pavia eingezogen war,
vertraute Männer als seine Boten ab, die mit reichen Geschenken um
Adelheids Liebe für ihn werben und die junge Königin nach Pavia ein¬
laden mußten. Willig versprach sie dem mächtigen Fürsten, der sie so
plötzlich aus der Tiefe des Elends zu der glänzendsten Stellung erheben
wollte, ihre Hand und eilte ihm entgegen, schon von einer dichten Menge
umdrängt, die sie wieder als Königin begrüßte. Seinen Bruder Heinrich
sandte Otto als Brautführer mit der königlichen Leibwache ihr entgegen;
noch ehe sie den Po überschritt, empfing sie Heinrich, der erste von
Ottos Hause, der ihr entgegentrat, der Bote einer großen Zukunft.
Nie hatte Adelheid diese Begegnung Heinrich vergessen; vom ersten
Augenblick war er der Mann ihres Vertrauens. Dienstbeflissen und
ergeben erwies sich Heinrich auf dem weiteren Zuge; dieser Königin
wollte er gefallen, und leicht war es ihm, wenn er wollte, die Herzen
der Menschen sich zu gewinnen.
Otto wartete zu Pavia der Braut. Als sie im Glanze jugend¬
licher Schönheit ihm entgegentrat, schlug ihr beim ersten Blick sein Herz
entgegen. Nicht die Liebe hatte die ersten Fäden dieses für die Welt so
folgenreichen Bundes geschürzt; Otto freite um Adelheid, die er vielleicht
nie vorher gesehen halte, nicht um einer zärtlichen Neigung zu genügen,
sondern um ihrer und seiner Stellung willen; aber die Liebe kettete
ihn bald an Adelheid mit unauflöslichen Banden. Nicht lange
nachher — wahrscheinlich schon im Oktober — wurde die Hochzeit unter
Jubel und Frohlocken in Pavia, der volkreichen Stadt, gefeiert. Wie
es eines mächtigen Königs würdig war, stattete Otto seine junge Ge¬
mahlin aus. Zu dem Wittum, welches ihr Lothar in Italien hinter-
Wacker, Lesebuch. IN. Teil. 21