Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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einen ans Holz geschnitzten Löwen setzen mit der Inschrift: („Ye- 
stigium leonis “) des Löwen Spnr. Als man später den Dom 
umbaute, nahm man den Löwen von seinem bisherigen Platze fort und 
stellte ihn im Dome selbst auf. Bardowiek ist heute ein Flecken, dessen 
Bewohner Viehzucht und Ackerbau, namentlich aber Gartenbau betreiben. 
14. Der Rattenfänger von Hameln. 
Vor mehr als 600 Jahren hat sich der Sage nach in Hameln 
an der Weser eine seltsame Begebenheit zugetragen. Die Stadt 
wurde damals, so erzählt man, von vielen Ratten und Mausen ge¬ 
plagt. Alle Versuche der Bewohner, dieselben zu vernichten, waren 
vergeblich. Eines Tages erschien nun in der Stadt ein seltsam ge¬ 
kleideter Mann, der gegen Zahlung einer ansehnlichen Geldsumme 
die unliebsamen Gaste zu vertreiben versprach. Die Bewohner der 
Stadt waren gern bereit, die geforderte Summe zu zahlen, um end¬ 
lich von den Plagegeistern befreit zu werden. Sie öffneten mit 
Vergnügen dem Fremden ihre Wohn-, Kellerräume u. f. w. Der 
Fremde lächelte, zog eine Sackpfeife hervor und durchzog, luftige 
Weifen pfeifend, alle Straßen der Stadt. Da eilten aus allen Ecken 
und Schlupfwinkeln Ratten und Mäuse hervor und liefen dem Spiel¬ 
manne nach, so daß bald ein großes Heer ber verhaßten Tiere hinter 
ihm her wimmelte. Der Zauberkünstler schritt zum Thore hin¬ 
aus, führte unter den lieblichen Klängen seiner Sackpfeife die 
häßlichen Tiere an die Weser und schritt in den Fluß. Die be¬ 
zauberten Tiere folgten ihm und fanden in den Fluten ihren Tod. 
Die Bürger der Stadt freuten sich, so schnell von der Plage 
befreit worden zu fein; doch weigerten sie sich, den ausbedungenen 
Lohn zu zahlen, und zwar unter dem Verwände, daß der Wohl¬ 
thäter ein Zauberer fei. Zornig entfernte sich der Fremde und 
schwur, sich bitter zu rächen. 
Als nun am folgenden Johannisfeste die Mehrzahl der Bewohner 
Hamelns in der Kirche weilte, erschien ber Fremde unerwartet als 
Jäger gekleibet in ber Stabt. Er trug auf feinem Kopfe einen feuer¬ 
roten Hut mit einer langen Hahnenfeber unb an ber Seite einen breiten 
Hirschfänger. Der Zauberer spielte wieber bie lustigsten Weifen auf 
feiner Sackpfeife; Knaben unb Mäbchen ber Stabt sammelten sich um 
ihn unb folgten jubelnb bem wunberlichen Fremben nach. Langsam 
zog er mit einer Schar von 133 Kinbent zum Ofterthore hinaus nach 
bem vor ber Stadt belegenen Koppelberge. Der Berg öffnete sich, unb 
ber Spielmann ging hinein, ihm folgten bie jubelnben Kinber. Als 
bas letzte Ktnb eingetreten war, schloß sich ber Berg wieber. 
Ein Kinbermäbchen, welches neugierig bem Zuge von weitem 
gefolgt war, hatte ben Vorgang mit angesehen. Es eilte schnell 
nach ber Stabt zurück unb erzählte, was vorgefallen war. Zwei 
Kinber, welche bem Zuge so schnell nicht hatten folgen können, kehrten 
zurück; boch war bas eine von ber Zeit an stumm, bas andere blind. 
Bestürzt eilten die Bürger zum Koppelberge, wo die Kinder
	        
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