fullscreen: Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule

— 329 
entbehren, weil sie bald zu unwissend, bald zu txäge 
sind, sich dieselben zu bereiten. Trat man ln seinen 
Garten: so dachte man nicht mehr daran, daß es der 
Besitzer eines nur sehr mäßigen Grundstücks sei, dem 
dieser Garten gehöre. Freilich gabö da nicht kostbare 
Anlagen, wie sie sich in den Gärten reicher Grundei- 
genthümer finden. So Etwas wäre in Richards Ver¬ 
hältnissen schon Verschwendung gewesen. Aber seine 
gewohnte Ordnungsliebe und kluge Wirthlichkeit sprach 
sich überall aus, und manches kleine Plätzchen, das ein 
Anderer nur mit Grasarten bewachsen ließ, die seine 
Kühe selbst bei stärkerem Hunger nicht anrührten, war 
so sorgfältig bearbeitet, daß sich die Hand des nner- 
müdeten Fleißes auf den ersten Blick erkennen ließ. 
Dadurch gewann er, ohne den wichtigem Zwecken sei¬ 
ner Haushaltung Eintrag zu thun, Raum genug, auch 
solche Früchte zu erbauen, die sonst nur als Leckerbis¬ 
sen der Neichen betrachtet werden; er zog Spargel und 
Erdbeeren. In seinem Baumgarten reiften die schönsten 
und nutzbarsten Obstsorten. Er verstand die Kunst, 
die Baüme zu veredeln, wobei ihm seine Baumschule 
vortrefftiche Dienste leistete. Wenn ihm dann der Ver¬ 
kauf dcS Obstes mehr, als Andern einbrachte: so ge¬ 
noß er selbst mit den Seinigen weit schmackhafteres 
und besseres, als Andere, die sich um ihre Baüme fast 
gar nicht bekümmerten, aber oft genug darüber spra¬ 
chen, daß der unbemittelte Besitzer eines kleinen Grund¬ 
stücks so Etwas auf der Welt nicht haben könne. In 
einigen obstreichen Jahren wußten sie nicht einmal, 
was sie mit dem reichen Segen anfangen sollten. ES 
fehlte an Nachfrage und an Kaüfern; daher AlleS daS 
verdarb, waS die gesättigten Schweine liegen ließen. 
Bei Richard verdarb Nichts. Da, wo selbst die Kno¬ 
chen von dem genossenen Fleische nicht weggeworfen, 
sondern alö treffliches Düngungsmittel sorgfältig ge¬ 
sammelt wurden, da verstand man, das Obst gut zu 
dörren und einen Eider zu bereiten, der herrlich ge- 
rieth. Nun hieß es wieder, Richard könne Wein trin« 
ken, wenn seine Miteinwohner sich kaum ein Glas 
Bier zu erschwingen im Stande wären. Daran dachte 
man aber nicht', daß Richards Wein wohlfeiler war, 
als daö Bier, und daß ihnen nur sein Kopf und Herz,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.