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und Theile Schlesiens und bei den Zwistigkeiten, die unter den Söhnen
Ludwigs des Bayern ausbrachen, nahm er Brandenburg und einen
Theil der Lausitz in Besitz, Durch Vereinigung dieser Länder mit der
böhmischen Krone erhob er diese zu einer „Großmacht“ in Europa. ~
Mit den benachbarten Fürsten schloss Karl Bündnisse und Erbeinigungen.
In Ungarn herrschte (seit 1342) Ludwig der Große aus dem Hause
Anjou, der seine Herrschaft auch über Serbien, Bosnien, Dalmatien, so-
wie über die Moldau und Walachei ausdehnte. Dieser mächtige Herrscher
erhob auch Ansprüche auf Polen, wo damals (1370) mit Kasimir UI.
der Stamm der Piasten ausgestorben war. Um sich der Unterstützung
des Kaisers zu versichern, verlobte er seine Tochter Maria mit dessen
Sohne Sigismund.
Hiedurch erhielt dieser die Anwartschaft auf Ungarn und Polen. Doch nach
dem Tode Ludwigs (1382) gelangte er bloß in Ungarn zur Herrschaft. Die Polen
erklärten sich für Marias jüngere Schwester Hedwig, die sich mit dem Fürsten von
kitthauen Jagello vermählte. Mit diesem kamen die Jagellonen auf denpolnischen Thron.
_ Die Tochter Karls IV. Katharina vermählte sich mit Rudolf IV.,
dem Herzoge von Österreich. Dieser jugendliche Regent, dem die Geschichte
den Beinamen „der Stifter" oder „der Schriftkundige“ beilegt, wusste
während seiner kurzen Regierung Österreichs Macht und Ansehen zu heben.
Er wurde vom Kaiser mit Tirol belehnt, nachhem Meinhard, der Sohn
Margaretens (Maultassch) und Ludwigs, ohne Erben (1363) gestorben war.
Zugleich wurde eine Erbeinigung geschlossen, durch welche die Habs-
burger und Luxemburger sich gegenseitig die Nachfolge zusicherten. Hiedurch
war der Grund zu der Vereinigung Böhmens und. Ungarns und damit
zu der Größe Österreichs gelegt. Auch Wissenschaft und Kunst erblühte
zu seiner Zeit in Österreich. Der Stephansdom in Wien, in welchem Rudolf
ruht, ist ein Zeuge seines Kunstsinnes, und die Wissenschaft dankt ihm die
Gründung der Wiener Universität (1365). Leider starb dieser treffliche
Herrscher noch in demselben Jahre, erst 26 Jahre alt.
Karl IV. suchte auch das Ansehen des Kaiserthums in Italien wieder
herzustellen, wo die Parteikämpfe ununterbrochen fortdauerten. Auf seinem
Römerzuge wurde er in Mailand zum Könige der Lombarden, in Rom von
Legaten des avignonensischen Papstes zum römischen Kaiser gekrönt
[11355). ~ In Deutschland nahm er zunächst auf Befestigung des Land-
?êriedens Bedacht. Besonders bemerkenswert für seine Regierung in diesem
Lande ist die gold ene Bulle vom J. 1356. Durch dieses Reichsgesetz wurde
die Kaiserwahl geregelt. Es sollten fortan sieben Kurfürsten (Mainz, Köln,
Trier, Böhmen, Rheinpfalz, Sachsen-Wittenberg und Brandenburg) den
Kaiser wählen. Diesen Fürsten wurde das Recht eingeräumt, dass ihre